Staufen AG Executive Event, Panel Diskussion mit Leinwand

Staufen C-Day 2023: In der Veränderung liegt die Chance

Oktober 6, 2023 | News Deutschland

Ende September bot der C-Day der Staufen AG rund 50 Entscheidern aus der Industrie eine neu geschaffene Informations- und Kommunikationsplattform. Im Zentrum der Executive-Tagung im baden-württembergischen Bad Teinach stand eine der drängendsten Fragen unserer Zeit: Wie werden wir in Zukunft produzieren?

Staufen CEO Wilhelm Goschy während seines Vortrags „Teil des Ganzen – Die Kraft der Netzwerke“

Impulsvorträge hochkarätiger Speaker machten deutlich, wie etwa geopolitische Faktoren, CO2-Neutralität und künstliche Intelligenz bis zum Ende des Jahrzehnts sowohl die Fertigung als auch die globalen Lieferketten verändern werden und welchen Einfluss diese Faktoren schon heute auf das Arbeiten, Führen und Lernen haben. 

Wollte man die Stimmung in den Chefetagen deutscher Unternehmen beschreiben, dann wäre Moll derzeit wohl das richtige Wort. Hohe Kosten und die Inflation belasten die Unternehmen. Hinzu kommt die Notwendigkeit, die Produktion zukunftsfähig aufzustellen, um international nicht den Anschluss zu verlieren. „Diese Veranstaltung ist ein Spiegelbild unserer Zeit, die geprägt ist von den Herausforderungen, denen wir uns in den vergangenen Jahren stellen mussten und immer noch stellen müssen.“ Mit diesen Worten begrüßte Staufen-CEO Wilhelm Goschy die Teilnehmenden. Obwohl es für viele Unternehmen an der Zeit sei, umzudenken, gehe der „notwendige Wandel in den Unternehmen und in der Gesellschaft langsamer voran, als wir uns das wünschen“. Das könne man bei der Digitalisierung deutlich beobachten, so Goschy. Oft fehle noch der Mut zu großen Veränderungen. Aber: „In der Veränderung, im Neuen liegt die Chance.“ 

Neue Märkte in den Blick nehmen 

Das unterstrich auch Botschafter Christoph Heusgen, der mit seinem Vortrag den Tag eröffnete. „Deutschland hat die Chance, aus dem gefühlten Loch herauszukommen, weil das Land weltweit immer noch einen guten Ruf genießt“, meinte der Vorsitzende der Münchener Sicherheitskonferenz. Doch mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine sei eine Zeitenwende eingetreten, die alte Gewissheiten zerbrechen lasse. Es gebe keine Anzeichen für ein schnelles Ende des Krieges in der Ukraine, Geschäfte mit Russland seien daher auf längere Zeit nicht möglich. Auch China habe sich über die Jahre kritisch entwickelt und sei unter Präsident Xi Jinping ein anderes Land geworden. Heusgen riet den Unternehmen daher, neue Märkte zu erschließen, etwa in anderen asiatischen Ländern, in Lateinamerika oder in Afrika. 

„Ein Unternehmen ohne Nachhaltigkeitsstrategie hat keine Strategie“ 

Horst von Buttlar, Chefredakteur der WirtschaftsWoche

Polykrise, Transformationsstress und Abstiegsängste sorgten dafür, dass Deutschland heute „lost in transformation“ sei, sagte anschließend Horst von Buttlar, Chefredakteur der WirtschaftsWoche. Mit der CO2-Neutralität erhalte die Wirtschaft ein neues Betriebssystem und die kommenden Jahre bis 2030 seien besonders herausfordernd: „Zum ersten Mal muss die Wirtschaft parallel eine Bewegung zu Mehr und Weniger leisten.“ Denn auf der einen Seite sei Wachstum das Ziel, auf der anderen Seite die Reduktion der Emissionen. „Das ist, als würde man gleichzeitig ein- und ausparken.“ Die Jahre bis 2030 seien deshalb ein Schlüsseljahrzehnt, so von Buttlar, weil es viele Kipppunkte beim Klima gebe. „Entscheidungen müssen bis dahin getroffen werden, sonst ist es zu spät. Erfolgreiche Unternehmen haben das in den letzten fünf Jahren getan und sich eine belastbare Roadmap gegeben.“ Die Probleme seien lösbar, die wesentlichen Erfindungen gemacht. Jetzt gehe es um Skalierung, Hochfahren, Effizienz und Installation. Um das neue Betriebssystem zum Laufen zu bringen, brauchten Unternehmen vor allem die richtige Strategie. „Ein Unternehmen ohne Nachhaltigkeitsstrategie hat keine Strategie.“ 

„KI ist nur so gut wie die Daten“ 

Joachim Franz, Automotive Industry Lead bei Microsoft Deutschland, betonte, dass die Digitalisierung eine Zeitenwende in der Industrie eingeleitet habe. „Wir befinden uns in einem perfekten Sturm und sehen gleichzeitig, dass die digitale Transformation in deutschen Unternehmen bereits Fahrt aufgenommen hat. Nicht nur in den administrativen Bereichen, sondern auch in der Produktion.“ Die Unternehmen seien dabei, digitale Zwillinge zu bauen, Daten aus der Produktion zu optimieren, Effizienzen durch Simulationen zu schaffen und die Potenziale von Technologien und Daten zu heben. „Das ist kein Strohfeuer. Es wird schon lange investiert, auch in Bereichen wie der Supply Chain. Wir sind auf einem guten Weg.“ Künstliche Intelligenz werde künftig alle Funktionen der Wertschöpfungskette beeinflussen. „Die Use Cases, die Microsoft mit Kunden umsetzt, zeigen, dass die Effizienz- und Effektivitätssteigerungen dramatisch sind. Je nach Anwendungsfall können sie zwischen 30 und 40 Prozent liegen“, so Franz. Ein prädestiniertes Anwendungsfeld in der Fertigung sei Predictive Maintenance. Allerdings machte Franz auch deutlich: „Die KI ist nur so gut wie die Daten, auf denen sie sitzt.“ Am Anfang stehe daher die passende Datenstrategie. 

Produktivitätssteigerung durch künstliche Intelligenz 

Der von Frank Krause, Leiter Qualification & Research bei Staufen, mit Ergebnissen aus der Staufen-Studie „Zukunft Industrie“ eingeleitete Nachmittag widmete sich den drei Treibern der Zukunftsfähigkeit: Performance & Productivity, Global Value Chains & Sustainability sowie Leadership & Culture. 

„Wenn wir über KI sprechen, müssen wir über Digitalisierung sprechen, denn das eine geht nicht ohne das andere. Erst kommt die Digitalisierung, dann lohnt es sich, über künstliche Intelligenz zu reden“, sagte Prof. Dr. Marco Huber vom Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA.

Viele Unternehmen versprächen sich von der KI in Zukunft Produktivitätssteigerungen, so Huber. KI sei ein Sammelbegriff für unterschiedliche Technologien wie maschinelles Lernen, das Lernen aus Mustern und Daten, aber auch für künstliche neuronale Netze und das Lernen aus vernetzten Modellen. „Wenn Leute heute von KI reden, meinen sie in erster Linie maschinelles Lernen.“ 

In zahlreichen Projekten habe sich gezeigt, dass KI immer dann funktioniere, wenn 

  • alle Stakeholder einbezogen werden, 
  • man mit Pilotprojekten startet und dann skaliert, 
  • die Datenverfügbarkeit und -qualität gewährleistet ist, 
  • die IT-Systeme stabil sind, 
  • das Unternehmen auch „outside the box“ denkt,  
  • Vorher-Nachher-Vergleiche durchgeführt werden, 
  • KI-Kompetenz aufgebaut wird und 
  • das Potenzial von KI-Projekten regemäßig neu bewertet wird. 

„KI – probiert es einfach aus!“ 

Dr. Ralf Belusa, Chief Digital Officer der Hapag-Lloyd AG, gab den Teilnehmenden einen Einblick, wie KI in seinem Unternehmen bereits eingesetzt wird, zum Beispiel bei der Suche nach Lösungen: „Die Nutzung von Suchmaschinen ist bei uns drastisch zurückgegangen, weil man nicht mehr auf Webseiten sucht, sondern einfach eine KI fragt und eine Summary bekommt.“ Auch bei Übersetzungen im Sales-Bereich und im Marketing setzt das Unternehmen auf KI statt auf Übersetzungsbüros. „Technologie, Menschen und Märkte wachsen immer stärker zusammen.“ Belusas Tipp für den Einsatz neuer Technologien und moderner Management-Frameworks: „Probiert es einfach aus, was soll denn schon passieren?“ 


Christina Schulte-Kutsch, Senior Vice President Talent & Organisation der ZF Group

Durch Weiterbildung den Wandel gestalten 

Wie kann man die Transformation im Unternehmen aktiv gestalten und die Beschäftigten dabei mitnehmen? Mit diesen Fragen beschäftigte sich Christina Schulte-Kutsch, Senior Vice President Talent & Organisation der ZF Group. „Alles, was wir gerade erleben, ist machbar. Die Frage ist nur, wie“, so die HR-Expertin. In Deutschland werden allein in der Automobilbranche 800.000 Arbeitsplätze von sogenannten Job-Shifts betroffen sein. Die Lösung für diese Herausforderung heißt laut Schulte-Kutsch Weiterbildung in Form von Upskilling, Reskilling und New Skilling. Gemäß einer Studie liegt der größte Bedarf im Upskilling-Bereich, gefolgt von Reskilling. ZF habe deshalb das größte Qualifizierungsprojekt in seiner Geschichte gestartet: In der ZF-Academy würden rund 30.000 Beschäftigte auf die E-Mobility vorbereitet. Digitalisierung und Nachhaltigkeit seien weitere Themen, mit denen sich das Unternehmen beschäftige. „Viele Mitarbeitende sind bereit für den Wandel, viele haben richtig Lust darauf, das sich etwas bewegt“, sagte Schulte-Kutsch. 

Besuch der Factory 56 

Zwischen und nach den Impulsvorträgen hatten die Teilnehmenden – zum Beispiel in unterschiedlichen Breakout-Sessions – die Möglichkeit, die einzelnen Themen untereinander und mit den Expertinnen und Experten zu vertiefen. Am nächsten Tag stand dann noch eine exklusive Führung durch die Mercedes-Benz Factory 56 an, die neue Maßstäbe für den Automobilbau setzt und damit auch über die eigene Branche hinaus die Zukunft der Produktion verkörpert. 

Fazit: Trotz aller aktuellen Moll-Töne hat der C-Day 2023 der Staufen AG gezeigt, dass es zahlreiche Chancen und Lösungsansätze gibt, die deutsche Wirtschaft wieder auf Dur zu stimmen. 

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