Jahrelang konnten die Verantwortlichen bei T+H auch mal ein Auge zudrücken, wenn Prozesse nicht wirklich effizient waren oder ein Geschäftsbereich etwas schwächelte. Im Interview erklärt Geschäftsführer Tobias Truckenmüller, wie die Pandemie viele Defizite schonungslos aufdeckte. Mit Führungskräfteschulungen und einem Strategieprozess steuert das Unternehmen heute erfolgreich gegen.
Über viele Jahre lief gefühlt alles rund bei der T+H Metallwarenfabrik GmbH in Gerstetten. Der Spezialist für Metallverarbeitung und Oberflächenbehandlung fertigt seit 38 Jahren hochwertige Metallprodukte für Flugzeuge, Autos und Industrieanlagen. Die Auftragsbücher waren voll. Doch als Tobias Truckenmüller 2020 seinen Posten als Mitglied der Geschäftsführung des inhabergeführten Unternehmens antrat, hatte die Coronapandemie dem Wachstumskurs ein abruptes Ende gesetzt. „Ich bin mit der Motivation angetreten, meinen Beitrag zu leisten, um T+H weiterzuentwickeln“, erinnert er sich. Die Realität sah anders aus: „Wir hatten Kurzarbeit und starke Umsatzeinbußen. Die Rahmenbedingungen waren volatil. Und das drückte auch auf die Stimmung. Die Organisation war verunsichert. Statt „Gas zu geben“, mussten sich alle als „Firefighter“ betätigen und Brände löschen.“
Tobias Truckenmüller hatte bei einem früheren Arbeitgeber in einem Lean Projekt die Berater der Staufen AG kennengelernt. Nachdem er sich mit den anderen Mitgliedern der Geschäftsführung über die weiteren Maßnahmen zur Bewältigung der akuten Herausforderungen abgestimmt hatte, wurde die Staufen AG beauftragt, ein Programm zur Qualifizierung der Führungskräfte durchzuführen.
Leadership Excellence als Inhouse-Schulung
Der Geschäftsführung ist schnell klar geworden, dass nicht nur Corona für die Schieflage im Unternehmen sorgte. „Schwächen, die wir vielleicht schon immer hatten, haben wir während des Wachstumskurses nicht gespürt. Ineffiziente Prozesse haben keine große Rolle gespielt, und wenn ein Geschäftsbereich ein bisschen geschwächelt hat, dann hat es ein anderer eben aufgefangen. Aber in Summe ging es immer nach vorne“, so Truckenmüller. In der Pandemie wurden die Potenziale im Hinblick auf Führung und Verschwendung allerdings schonungslos aufgedeckt. „Auf einmal liefen die Prozesse holprig. Deshalb haben wir nach einem Ansatz gesucht, der wirksame Führung und Lean zusammenbringt.“
Gemeinsam mit Staufen erarbeitete T+H Inhouse-Schulungen, die speziell auf die Bedürfnisse des Unternehmens angepasst waren. Die Basis bildete das Programm der Staufen Akademie zum Thema Leadership Excellence. In zwei Modulen wurden zunächst die Grundlagen vermittelt. In zwei weiteren Bausteinen ging es dann darum, das Gelernte in der Praxis umzusetzen. Dabei half den Führungskräften auch das Schreiben von Erfahrungsberichten. „Das hat uns in die Lage versetzt, die Themen zu reflektieren und uns nochmal ernsthaft damit auseinanderzusetzen“.
Wir müssen uns mit dem Thema Vision und Mission auseinandersetzen. Heruntergebrochen auf einen Satz heißt das: Wir brauchen eine Strategie, die sich wirksam und nachhaltig im gesamten Unternehmen entfaltet.
Tobias Truckenmüller
Geschäftsführung T+H Metallwarenfabrik GmbH
Vision und Strategie: Regelkommunikation leitet Kulturwandel ein
Mittlerweile ist das Lean Leader-Programm zwar abgeschlossen, aber in der Geschäftsführung herrscht Konsens, dass damit die ganzheitliche Transformation gerade erst begonnen hat. Zum einen werden auch alle künftigen Führungskräfte das Leadership-Programm durchlaufen, zum anderen geht die Reise von T+H weiter. „Wir müssen uns mit dem Thema Vision und Mission auseinandersetzen. Heruntergebrochen auf einen Satz heißt das: Wir brauchen eine Strategie, die sich wirksam und nachhaltig im gesamten Unternehmen entfaltet“, gibt Geschäftsführer Truckenmüller das nächste Ziel aus. Sukzessive soll nun das gesamte Unternehmen zu einer lernenden High Performance Organisation umgebaut werden – um in Zukunft maximal wandlungs- und wettbewerbsfähig zu sein.
Tobias Truckenmüller
Mitglied der Geschäftsführung
T+H Metallwarenfabrik GmbH
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