Interview mit Michael Jahn – CEO der Phoenix Mecano Solutions AG
Ihr breites Portfolio aus Systemlösungen macht die Phoenix Mecano Solutions AG zu einem der führenden Schweizer Hersteller in der Elektrobranche. CEO Michael Jahn erklärt im Interview, auf welche Weise Operational Excellence und Digitalisierung dazu beitragen.
Zum Unternehmen: Die Phoenix Mecano Solutions AG ist als Lösungsanbieter für die Gehäuse-, Linear- und Profiltechnik sowie für die digitalisierte, automatisierte Produktion 4.0 Teil des weltweit tätigen Phoenix Mecano Konzerns.
Zur Person: Michael Jahn ist seit 2012 CEO der Phoenix Mecano Solutions AG, für die er in anderen Funktionen bereits seit 1997 tätig ist. Innerhalb der Geschäftsleitung verantwortet er die Bereiche Verkauf, Technik und Produktion.
Das Interview erschien als Gastbeitrag in der Studie Performance Treiber 2024.
1. Herr Jahn, zunächst herzlichen Glückwunsch für Sie und Ihr Unternehmen. Sie haben Ende vergangenen Jahres erstmals am Swiss Lean Award teilgenommen und direkt gewonnen. Was hat die Fachjury überzeugt?
Jahn: Das Gesamtpaket. Lean Management bedeutet ja nicht, nur ein paar Einzelmassnahmen einzuführen und es dabei zu belassen. Die Jury hat hervorgehoben, dass wir Operational Excellence ganzheitlich auf allen Ebenen anstreben. Wir formulieren Unternehmensziele so, dass einzelne Mitarbeitende wissen, was sie konkret bedeuten. Das Wichtigste ist für uns, alle mitzunehmen. Das fand die Jury preiswürdig, was uns mit Stolz erfüllt. Aber in erster Linie ist der Award die Motivation, die Prozesse auch weiterhin täglich zu verbessern.
2. Woran orientieren Sie sich dabei? Haben Sie so etwas wie eine Vision?
Jahn: Unsere Vision lautet: Wir sind Vorreiter in Geschwindigkeit, Innovation und Wertschöpfung und das wollen wir gemeinsam erreichen, indem wir unsere Kunden begeistern. Dabei helfen uns gute und schnelle Prozesse, aber auch Digitalisierung. Denn mit digitalen Technologien bringen wir eine sehr hohe Geschwindigkeit in die Prozesse.
3. Anhand welcher Kennzahlen stellen Sie fest, wie schnell die Prozesse sind?
Jahn: Die wichtigste Kennzahl ist für uns die Durchlaufzeit. Wir beziehen sie einerseits auf den gesamten Auftrag, und andererseits auf die einzelnen Prozesse, vor allem in der Fertigung. Das erlaubt uns schnelle Reaktionen gegenüber unserer Kundschaft, auf die unser gesamtes Geschäft ausgerichtet ist. Die einzelnen Produktionsprozesse sollten möglichst kurz sein. Dadurch haben wir weniger Ware in der Produktion und auf Lager. Denn der Lagerumschlag ist ein wichtiger finanzieller Einfluss. Je weniger Ware auf Lager ist, desto mehr freie Mittel haben wir für Investitionen zur Verfügung.
4. Richten wir den Blick auf die Supply Chain. Wie verstehen Sie hier Operational Excellence?
Jahn: Die Lieferkette ist eine Herausforderung. Wir fertigen viele individuell an Kundenanforderungen angepasste Produkte. Dabei sind häufig bestimmte Bauteile oder Materialien vorgeschrieben, die wir nur bei bestimmten Zulieferern erhalten. Dadurch haben wir eine vierstellige Lieferantenzahl, zum Teil nur mit zwei oder drei Bestellungen pro Jahr. Bei anderen sind es aber 20 bis 30 pro Woche. Dadurch entsteht eine hohe Komplexität, die sich zudem auf die Durchlaufzeit auswirkt. Es kann passieren, dass einer der selten genutzten Lieferanten uns an das Ende seiner Warteschlange stellt und wir einen Auftrag erst einmal pausieren müssen.
Unsere Vision lautet: Wir sind Vorreiter in Geschwindigkeit, Innovation und Wertschöpfung und das wollen wir gemeinsam erreichen, indem wir unsere Kunden begeistern.
CEO der Phoenix Mecano Solutions AG, Michael Jahn
5. Wie hilft Digitalisierung bei der Bewältigung dieser Komplexität?
Jahn: Ohne Digitalisierung lassen sich solche Situationen kaum bewältigen. Nur wenn alle Daten auf einen Blick verfügbar sind, erkennen wir den Lieferstatus ohne langwierige Nachfragen innerhalb des Unternehmens. Das zeigt sich beispielsweise auch in der Auftragsbearbeitung. Es gibt ein bekanntes Problem später Änderungen, etwa bei Menge oder Spezifikation. Bis vor ein paar Jahren waren solche Änderungen jeweils mit hohem Aufwand verbunden. Jemand musste durch den Betrieb laufen und sich um alles kümmern. Durch die Digitalisierung sehen wir alles auf einen Blick – den Status des Auftrags, ob eine Änderung möglich ist, die zu fertigenden Mengen und vieles mehr. Digitalisierung bedeutet, dass jede Auftragsänderung mit ein paar Mausklicks erledigt ist.
6. Wie ist denn der Gesamtstatus der Digitalisierung in Ihrem Unternehmen?
Jahn: Wir arbeiten im Moment daran, die durchgängige und lückenlose Digitalisierung zu erreichen. Meine Idealvorstellung ist: Der Kunde konfiguriert die gewünschte Lösung und die Daten fließen durchgängig bis in die Produktion, ohne dass jemand von uns noch eingreifen muss. Das ist aber ein Fernziel – in diesem Thema steckt viel Detailarbeit. Parallel dazu überarbeiten wir viele Prozesse und dürfen natürlich die Mitarbeitenden nicht vergessen – wir müssen sie im Bereich der Digitalisierung zwingend mit einbinden.
7. Wie sieht das in Ihrem Unternehmen aus? Wie haben Sie die Belegschaft auf digitale Arbeitsweisen vorbereitet?
Jahn: Wir haben bereits seit mehreren Jahren verpflichtende Schulungen zu Lean-Management und Operational Excellence für die Führungskräfte. Darüber hinaus unterstützen wir sämtliche Mitarbeitende mit Schulungen und Change-Management bei ihren neuen Aufgaben. Der Wechsel von der klassischen Fertigungsweise auf moderne Lean-Verfahren und Digitalisierung war sicher für viele eine grosse Umstellung. Trotzdem ist unsere Belegschaft engagiert alle Schritte mitgegangen. Ohne sie wären wir nicht da, wo wir heute sind, und hätten nicht so gute Zukunftsaussichten. Und den Lean Award hätten wir bestimmt auch nicht gewonnen.
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