Die konsequente Evolution finanziert die digitale Zukunft 

staufen magazine 2023/2024 | No. 6 | CELONIS SE | Digitalisierung

Beispiele wie jüngst der KI-Chatbot ChatGPT vermitteln schnell den Eindruck, dass die digitale Transformation in disruptiven Schüben erfolgt, ja erfolgen muss. Der Blick in die industriellen Herzkammern zeigt aber, dass die digitalen Vorreiter auf Kontinuität setzen. 

Wer wissen möchte, wie der digitale Puls der Wirtschaft gerade schlägt, hat in Oliver Erb eine sehr profunde Quelle, verantwortet er als Senior Vice President von Celonis beim Weltmarktführer für die intelligente Steuerung von Prozessen doch den Vertrieb in der DACH-Region. Die Digitalisierung führe zu immer kürzer werdenden Innovationszyklen und erhöhe damit den Druck auf die Unternehmen, ihre Prozesse und Geschäftsmodelle ständig weiterzuentwickeln, so Erb. Sein Fazit: „Wenn ein Unternehmen nicht den Anschluss verlieren will, ist die konsequente Digitalisierung alternativlos!“ 

Ein großer Teil der Wirtschaft sieht das bereits genauso. So hat laut der aktuellen Staufen-Studie „Zukunft Industrie“ trotz der zuletzt schwächeren Konjunktur fast jedes zweite Unternehmen neue Digitalisierungsprojekte begonnen. Sie wollen damit vor allem die Effizienz steigern (86 Prozent), mehr Transparenz in ihre Abläufe bringen (75 Prozent) und die Kosten senken (57 Prozent). Oliver Erb bestätigt das: „Es gibt Vorreiter, die schon extrem weit sind, aber auch Unternehmen, die massiven Aufholbedarf haben.“

Zuletzt hat sich in der Öffentlichkeit der Eindruck festgesetzt, dass es ohne Revolution und Disruption beim Thema Digitalisierung nicht gehen werde. Wer jetzt keine digitalen Geschäftsmodelle einführe, der verschwinde schon bald vom Markt, ist häufig zu hören. Ganz so radikal ist die Realität dann aber wohl doch nicht. „Die meisten Unternehmen setzen auf evolutionäre Innovationen und sind damit auch erfolgreich“, berichtet Celonis-Manager Erb von der Kundenfront.  

Oliver Erb

Senior Vice President

CELONIS SE

KI löst derzeit einfache Aufgaben erstaunlich gut, aber keine komplexen. Der Mensch ist als Kontrollinstanz unerlässlich.

Oliver Erb 
Senior Vice President, CELONIS SE 

Vom Einzelprojekt zur digitalen Strategie 

Trotzdem ist das für die Industrie kein Grund, sich auf dem Erreichten auszuruhen. Vor allem die digitalen Vorreiter üben Druck auf andere Unternehmen aus. Wer weiterhin Geschäfte mit ihnen machen will, muss ebenfalls digital unterwegs sein. Auch hier gilt wieder: Die Unternehmen haben das durchaus erkannt und deshalb viele Pilotprojekte gestartet. Doch genau dieser – zugespitzt gesagt – digitale Aktionismus kann zum Problem werden. „Viele Unternehmen haben Schwierigkeiten damit, von den verstreuten Einzelprojekten in große strategische Initiativen zu kommen“, sagt Digitalisierungsexperte Erb. Er empfiehlt zwei Ansätze: die Zusammenarbeit mit erfahrenen Partnern und den Einsatz der richtigen Technologien. 

Beides hängt eng miteinander zusammen, denn die Entwicklungsgeschwindigkeit der benötigten Technologien ist hoch. Es ist vor allem für mittelständische Unternehmen nicht einfach, hier auf Augenhöhe zu bleiben. Deshalb sind Partnerschaften mit Fachleuten oder Expertenteams, wie sie regelmäßig auch von Celonis gemeinsam mit Staufen gebildet werden, unerlässlich. Der zweite Punkt ist die Vielfalt der Technologien. Es reicht nicht, einfach eine Software einzuführen. Entscheidend ist vielmehr, auf das richtige, sprich passgenaue Pferd zu setzen. 

Zum Beispiel auf Datenanalysen: „Aus unserer Sicht ist die Verfügbarkeit von Daten bis runter auf di​e​ Maschinenebene und ihre Aggregierung und Analyse der große Beschleuniger bei der Digitalisierung in der Industrie“, betont Oliver Erb. Das hilft vielen Unternehmen bei der Effizienzsteigerung in den Prozessen und Wertschöpfungsketten. Oft wird dieser Angang kritisiert, weil so zunächst in erster Linie bestehende Geschäftsmodelle optimiert und damit erhalten werden. Vieles erinnert dabei an die Kritik an der deutschen Automobilindustrie, die vielen lange Zeit zu zögerlich in Richtung Elektromobilität unterwegs war. 

Digitales Denken führt zu Innovationen 

Doch die traditionsreichen Industrieunternehmen sind in einer Zwangslage. Sie müssen ihr bisheriges Geschäft so lang wie möglich erhalten, denn es finanziert Innovationen und Investitionen. Zugleich müssen sie an neuen Geschäftsmodellen arbeiten, um zukunftssicher zu sein. Deshalb mögen Unternehmen revolutionäre – aus ihrer Sicht übereilte – Änderungen nicht, auch nicht bei der Digitalisierung. „​​Die Projekte sind oft ein Rantasten: Man weiß, dass man etwas tun muss, aber nicht, wie man wirklich das Beste rausholt“, sagt Gero Bockelmann, Smart-Factory-Experte beim Antriebsspezialisten SEW-EURODRIVE, einem Vorreiter bei Digitalisierung und Industrie 4.0. „Aus diesem Grund fangen viele mit Effizienzsteigerung an.“ Auch wenn die ganz großen Vorteile der Digitalisierung unbestritten erst mit alternativen Geschäftsmodellen und einer veränderten Denkweise kämen. „Im Zuge der Digitalisierung beginnen aber alle Mitarbeitenden, immer digitaler zu denken. Das wiederum hat Auswirkungen auf die Entwicklung der gesamten Organisation.“ Konsequenz dieses immer stärker werdenden digitalen Denkens sei dann auch die allmähliche Entwicklung innerhalb der Unternehmen hin zu digitalen Geschäftsmodellen. „Natürlich müssen die Unternehmen dabei strategisch vorgehen“, ergänzt Oliver Erb von Celonis. „Sie sollten allerdings die schnelle Umsetzung immer im Blick behalten und echte Innovationen schaffen.“ 

Nur: Wo kommen diese Innovationen her? Auch hier können Partnerschaften den Unterschied ausmachen. Einerseits sind die Kunden eine hervorragende Inspiration für Neuerungen. Sie wissen in der Regel am besten, was ihnen wirklich hilft. Doch es gibt noch eine zweite Quelle für neue Produkte, Services und Geschäftsmodelle: die Universitäten und Hochschulen. Auch die Zusammenarbeit mit hochschulnahen Einrichtungen wie etwa den Fraunhofer-Instituten ist ein entscheidender Faktor, um den digitalen Wandel voranzutreiben. Gezielte Programme und Partnerschaften mit Universitäten und Hochschulen sorgen für den Nachschub an qualifizierten Mitarbeitenden und wertvolle Anregungen zu Zukunftsthemen. Dies wird zum Wettbewerbsvorteil und unterstützt die Digitalisierung nachhaltig. 


Künstliche Intelligenz: Der Mensch ist als Kontrollinstanz unerlässlich 

Wie weit so etwas führen kann, zeigen die neuesten Entwicklungen bei der künstlichen Intelligenz (KI). Besonders großes Aufsehen erregt seit Ende 2022 ChatGPT, das textbasierte Dialogsystem (Chatbot) auf der Basis eines Large Language Model. Das Grundprinzip wurde übrigens von zwei deutschen Wissenschaftlern entdeckt: Sepp Hochreiter und Jürgen Schmidhuber. Sie entwickelten die ersten künstlichen neuronalen Netze zur Verarbeitung von natürlicher Sprache. Ein Nachfolger dieser ersten Versuche ist ChatGPT, dessen Texte und Programmcodes derzeit für Schlagzeilen sorgen und ganze Berufsbilder infrage stellen. 

„Die große Aufregung darüber kommt meist von Leuten, die sich bisher noch nicht mit KI beschäftigt haben“, sagt Oliver Erb. „Wir sehen KI eher als Evolution zu immer nützlicher werdenden, intelligenten Dingen.“ Celonis nutzt bereits seit Jahren Machine Learning (ein Teilgebiet der KI), etwa bei der Erkennung von Mustern in großen Datenbeständen. Doch KI leistet zunehmend mehr. So hilft der intelligente Business Miner technisch weniger versierten Nutzern, die Celonis-Plattform optimal einzusetzen. Doch Erb warnt vor überzogenen Erwartungen: „KI löst ​derzeit ​einfache Aufgaben erstaunlich gut, aber keine komplexen. Der Mensch ist als Kontrollinstanz unerlässlich.“ 

Michael Feldmeth

Principal

STAUFEN.AG

Dr. Michael Feldmeth, als Principal bei den Staufen-Kunden in vielen Digitalisierungsprojekten unterwegs, empfiehlt jedem Unternehmen, sich intensiv mit künstlicher Intelligenz zu beschäftigen und die digitale Transformation zu beschleunigen. Dabei haben vor allem die Fertigung, die Lieferkette und die Logistik das größte Digitalisierungspotenzial, wie auch die Staufen-Studie „Zukunft Industrie“ bestätigt. Drei Viertel der Studienteilnehmer bieten sogar bereits erste digitale Produkte und Services an. Das stimmt Michael Feldmeth optimistisch: „Die Wirtschaft hat einen Kern aus innovativen Unternehmen mit qualifizierten Mitarbeitenden. Sie besitzen genug Tatkraft, um die digitale Transformation erfolgreich zu gestalten.“ 

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