Interview

Bevor man Prozesse digitalisiert, sollten sie „lean“ sein.

Zahlen, Daten, Fakten
Interview
März 8, 2022 | Digitalisierung

In vielen Unternehmen sind wesentliche Bestandteile der Wertschöpfungsprozesse bereits digitalisiert. Dennoch hat die digitale Transformation an für sich gerade erst begonnen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen ihren digitalen Wandel dringend beschleunigen.

Ein Interview mit Frank Krüger, Senior Partner der Staufen AG.

Frank Krüger verfügt über langjährige Fach- und Führungserfahrung. Als Experte für Transformationsprozesse im Maschinenbau sowie in der Computer- und Zuliefererindustrie hat er viele internationale Projekt geleitet. Bei der Staufen AG treibt er mit seinem Team Digitalisierungsthemen wie Process Mining, EMS, RPA, ERP und digitales Shopfloor Management voran.

Herr Krüger, worauf sollte man als Unternehmen fokussieren, um sich bei der Digitalisierung nicht zu verzetteln?

Im Kern geht es immer um Prozess-Exzellenz, also um die Frage, wie sich Prozesse laufend optimieren lassen. Da bietet die Digitalisierung heute eben Methoden und Möglichkeiten, Prozesse ganzheitlicher, sprich als End-to-End-Prozesse zu betrachten, zum Beispiel die Auftragsabwicklung als umfänglichen und durchgängigen Order-to-cash-Prozess zu strukturieren.

Die Digitalisierung hilft mir, klassische Einzelbetrachtungen zu vermeiden, stattdessen kann ich mir die Gesamtheit aller Daten mit ihren Abhängigkeiten und Systembrüchen genauer anschauen. Dadurch werden Analysen im Gesamtkontext wertvoller und Lösungsansätze realistischer und aussagekräftiger, da sie alle Einflussgrößen in den richtigen Relationen berücksichtigen.

Interessant. Können Sie erklären, wie diese Methode funktioniert?

Ich benötige dazu nur drei Elemente: erstens einen Zeitstempel, also ein Datum oder eine Uhrzeit, zweitens einen Transaktionscode, beispielsweise eine Material- oder Rechnungsfreigabe, und drittens eine Identifikation des Objekts, auf das diese Transaktion wirkt, also zum Beispiel eine Material- oder Auftragsnummer.

Mit diesen drei Informationen lassen sich Datenmodelle aufbauen, mit deren Hilfe ich dann den Ist-Prozess ganz genau betrachten kann. Das ist ein unglaublicher Fortschritt im Analyseprozess.

Was hat der Kunde davon? Was fängt man mit den Ergebnissen an?

Man bekommt zum ersten Mal ein Bild über die tatsächlichen Abläufe im Unternehmen, über die Vielfalt und Varianz der Prozesslandschaft. Man bekommt also ein Abbild davon, wie Prozesse tatsächlich laufen, und den Vergleich, wie sie eigentlich laufen müssten. Die Differenz ist oft groß. Die Abweichungen erreichen schnell sechsstellige Zahlen.

Wie lange dauert diese Art von Prozessoptimierung?

Die Implementierungsphase ist kurz. Maximal drei Monate. Der Knackpunkt sind die Freigabeprozesse und der Zugriff auf die Daten. Die meisten Unternehmen haben hohe Security-Anforderungen und viele Restriktionen im Daten-Handling.  

Das ist ein unglaublicher Fortschritt im Analyseprozess.

Frank Krüger, Senior Partner der Staufen AG
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Wie geht man als Mittelständler so ein Thema an? Bei den meisten Unternehmen ist das Wissen über Methoden und Möglichkeiten der Digitalisierung in dieser Tiefe ja gar nicht vorhanden.

Wir gehen das mit den Unternehmen gemeinsam an. Zur Auftragsklärung setzen wir in der Regel unser Tool „Proof of Value“ ein. Es handelt sich hierbei um ein kleines Vorgehensmodell, das schnell die Potenziale herausarbeitet und zeigt, wie die Technologie wirkt. Damit kann man dann auch sehr schön bewerten, ob sich die Investition rechnet und sinnvoll ist.

Wie sieht denn ein typisches Kundenprojekt aus?

Klassischerweise gehen wir in Phasen vor. Phase eins ist die Bedarfsanalyse, sprich die Identifikation der größten Schmerzpunkte. In der Phase zwei beschäftigen wir uns mit der Datenanbindung, bauen die Datenbasis auf, um das Datenmodell feinzujustieren. Dafür gibt es standardisierte Vorgehensmodelle, die innerhalb von zwei Wochen Ergebnisse produzieren. Dann beginnen wir mit einer vollständigen Datenanalyse, bauen Dashboards für KPIs und Performance Measurements. In der letzten Phase beginnen wir dann damit, die Potenziale freizulegen sowie die Prozesse zu optimieren, und bestimmen, an welchen Stellen das System das tägliche Business unterstützen soll.

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