Böllhoff ist der Kompetenzführer in der Verbindungstechnik. Marcel Rupprecht, als Geschäftsführer für das europäische Handelsgeschäft der Unternehmensgruppe verantwortlich, erläutert im Interview, wie Lean Management im Unternehmen gelebt wird und welche Rolle die Führungskräfte dabei spielen.
Böllhoff ist weltweit Partner für 360°-Verbindungstechnik mit Montage- und Logistiklösungen. Seit 1877 familiengeführt, steht das Unternehmen für langfristigen Erfolg durch Innovationskraft und Kundennähe. Als Verbindungsspezialist kennt Böllhoff die spezifischen Anforderungen seiner Kunden aus allen Industrien und unterstützt sie dabei, erfolgreiche Verbindungen zu schaffen. Am Stammsitz in Bielefeld und im weltweiten Unternehmensverbund gestalten mehr als 3.300 Mitarbeitende die Zukunft der Verbindungstechnik. Im Jahr 2022 erzielte Böllhoff einen Umsatz von rund 783 Mio. Euro.
Ein Expertenbeitrag zur Studie 2023 „Zukunft Industrie“
Im Interview mit Marcel Rupprecht, Böllhoff GmbH
94 Prozent der für die Staufen-Studie befragten Unternehmen sehen in Lean Management eine Lösung zur Bewältigung aktueller Herausforderungen. Teilen Sie diese Einschätzung?
Marcel Rupprecht: Ja, denn richtig angewandt hilft Lean Management den Unternehmen, effizienter zu arbeiten und sich zukunftssicher aufzustellen. Dabei steht die Kundenorientierung im Mittelpunkt des Denkens und Handelns. Gleichzeitig geht es darum, Effizienzsteigerungen auf allen Ebenen des Unternehmens umzusetzen. Als Führungsinstrument ist Lean Management anpassungsfähig und vor allem wertschöpfend.
Hilft Lean Management bei der Bewältigung aktueller Herausforderungen?
Wird Lean Management bei Ihnen unternehmensweit eingesetzt?
Marcel Rupprecht: Bei Böllhoff arbeiten wir in den Produktionsbereichen schon lange mit Lean Management-Methoden und setzen sie auch entsprechend den Vorgaben unserer Unternehmensstrategie ein. Neu ist für uns der Einsatz im administrativen Bereich. Damit lösen wir das Silodenken einzelner Fachbereiche auf und ersetzen es durch einen ganzheitlichen End-to-End-Prozess. Das Ergebnis dieses neuen Prozessdenkens: mehr Mitgestaltung am großen Ganzen, weniger Reklamationen, mehr Zufriedenheit bei allen Beteiligten und geringere Kosten.
Wo steht Böllhoff heute in Bezug auf den Lean-Reifegrad?
Marcel Rupprecht: Insgesamt schätzen wir unseren Reifegrad als hoch ein. Wir ruhen uns jedoch nicht auf dem Erreichten aus, sondern arbeiten kontinuierlich an Verbesserungen. Ziel ist es, alle für die Wertschöpfung notwendigen Aktivitäten optimal aufeinander abzustimmen und Verschwendung zu vermeiden. Dazu überprüfen und verbessern wir das bestehende System aus zwei Perspektiven: aus Sicht des Kunden und aus Sicht des Unternehmens. Für den Kunden arbeiten wir an der Optimierung hinsichtlich Verfügbarkeit, Qualität, Individualität und Preisgestaltung. Aus Unternehmenssicht geht es um Nachhaltigkeit und kontinuierliche Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit.
Was bedeutet das für den betrieblichen Alltag?
Marcel Rupprecht: Lean macht unser Leben einfacher. Wir sitzen nicht mehr ständig in Meetings und definieren neue Agenden, sondern arbeiten zielgerichtet. In unseren eingeführten 30-minütigen Regelkommunikationen über alle Teams hinweg besprechen wir fokussiert die drei Themenblöcke, die uns wichtig sind: das Abweichungsmanagement, das Störungsmanagement sowie das Informations- und Aufgabenmanagement.
Funktioniert das auch abteilungsübergreifend?
Marcel Rupprecht: Auf jeden Fall. Ein Beispiel aus der Praxis unseres Dienstleistungs- und Handelsgeschäfts: In der Vergangenheit wurden unsere zahlreichen Kundenanfragen zu wenig gefiltert von Bereich zu Bereich weitergeleitet und bearbeitet. Gemäß unseren Lean-Leitlinien „Fokussiert, exzellent, wertschöpfend“ achten wir nun sehr darauf, uns nicht zu verzetteln, sondern Anfragen viel frühzeitiger daraufhin zu prüfen, ob sie wirklich anwendungstechnisch, logistisch und kaufmännisch optimal angebotsfähig sind. So vermeiden wir lange – und oft wertlose – interne und externe Prozessschleifen. Im Ergebnis haben wir durch die bessere Qualifizierung der Anfragen die Erfolgsquote erhöht und gleichzeitig die Effektivität gesteigert. Kurz: Wenn wir von Anfang an die richtigen Fragen stellen, reduzieren wir den Aufwand und erhöhen die Qualität – für eine am Ende perfekte Verbindung für und mit unseren Kunden.
Die Staufen-Studie zeigt: Wertschöpfungseffizienz und Führungsexzellenz hängen eng zusammen. Wo haben Führungskräfte noch den größten Trainingsbedarf?
Marcel Rupprecht: Leadership Excellence und Empowerment der Mitarbeitenden bleiben die wichtigsten Themen. Dazu gehört ein kooperativer Führungsstil mit Empathie, Höflichkeit und Respekt für jeden Einzelnen, aktive Verantwortungsübernahme und Leidenschaft – in allem, was wir tun. Wir haben immer darauf geachtet, dass unsere Führungskräfte in den Teams auch operativ eine Hands-on-Mentalität mitbringen. Denn um Potenziale zu erkennen und abzurufen, ist es wichtig, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu befähigen und anzuleiten. Last but not least: Training in zielgerichteter Kommunikation! Denn ohne zielgerichtete Kommunikation weiß niemand, wohin die Reise geht.
Marcel Rupprecht
Geschäftsführer
Böllhoff GmbH
Marcel Rupprecht
GeschäftsführerBöllhoff GmbH
Marcel Rupprecht ist Geschäftsführer der Böllhoff GmbH in Bielefeld und CEO der Böllhoff Fastener Service Supply Europe. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre hatte er bei Böllhoff diverse nationale und internationale Führungsrollen inne. So verantwortete er unter anderem das vertriebliche Automotive-Geschäft und die mittelständische Industrie. Heute führt Marcel Rupprecht in seiner CEO-Funktion das europäische Handels- und Dienstleistungsgeschäft von Böllhoff.
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