Fair Trade, Bio, Green Food, Fleischersatz, Zero Waste: Die Nachfrage der Verbraucher nach höherer Produktqualität steigt. Die Sensibilisierung des Mindsets hin zu mehr Nachhaltigkeit prägt die Lebensmittelindustrie. Zugleich entwickelt sich die Lebensmittelbranche aufgrund zunehmender Knappheiten und Klimadebatten weiter. Regionale Wirtschaft gewinnt an Bedeutung und Wertschöpfungsketten werden hinterfragt.
Der 5te Food Club in Köln diente dem ungeschönten Austausch in der Lebensmittelbranche. Über 30 Teilnehmende nutzten 1,5 Tagen lang die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen und gemeinsam über aktuelle Entwicklungen und zukunftsorientierte Lösungen der Branche zu sprechen.
Der Food Club wurde organisiert von STAUFEN. und Air Liquide. Intensiver Austausch, Netzwerken auf Augenhöhe und impulsreiche Vorträge: Beim entspanntem Get-Together über den Dächern Kölns startete am 9. Juni 2022 die Veranstaltung mit Soulfood und Drinks.
Björn Moller vom Fraunhofer Institute for Systems and Innovation Research ISI eröffnete die Vortragsreihe mit einem Blick in die Zukunft: „Kurze lokale Wertschöpfungsketten beschreiben den Lebensmittelsektor von morgen am besten.“ Herausforderungen der Transformation hin zu nachhaltigen Lebensmittel Systemen können nur gemeinsam bewältigt werden. „Politik, Handel und Verbraucher müssen allesamt aktiv werden.“
Am Folgetag nahm Udo Dauber die Teilnehmenden mit auf eine praxisnahe Transformationsreise von Unser Heimatbäcker Holding GmbH/Lila Bäcker. Lean Management-Methoden wurden hier implementiert und die Wandlungsfähigkeit eines klassischen Bäckereibetriebes aufgezeigt. „Der Schlüssel für nachhaltige Kulturveränderung liegt darin, bei den Mitarbeitenden ein neues Verständnis zu schaffen und sie durch Prozessbestätigung mitzunehmen.“
Toyota ist die Referenz, wenn es um effiziente Produktion geht.
Axel Davila lage, food and beverage, staufen.ag
Axel Davila von der Staufen AG führte in seinem Vortrag die hierbei zugrundeliegenden Prinzipien aus, die in vielen Lebensmittelunternehmen noch unbekanntes Terrain sind und durchaus universelle Gültigkeit haben. „Durch die richtige Nutzung von Lean Management steigt nicht nur die Effizienz, sondern es zahlt auch auf die neue EU- Farm to Fork Strategie ein, da Ressourcen und CO2 eingespart werden“, überzeugte der Food-Experte.
Ansgar Rinklake von Air Liquide unterstrich diese Einschätzung: „Noch stärker auf Automatisierung und Lean Management zu setzen, ist der einzige Weg für die Lebensmittelindustrie, noch Einsparpotenziale zu realisieren.“ Er referierte zum Thema „Automatisierung durch Stabilisierung“ und wie mit cryogener Kältetechnik neue Potenziale erschlossen werden.
Abschließend beleuchtete Clemens Hollah vom DIL Deutsches Institut für Lebensmitteltechnik e. V. die Thematik mit einer zukunftsgerichteten, technologischen Komponente: „In Zukunft wird der Mensch Automatisierungstechnologie entwickeln wollen. KI, I4.0 und autonome Steuerung werden die Produktion bestimmen.“ Ein Highlight in seinem Vortrag war die innovative „Pick und Place“ Greiftechnik, die als Produktionsunterstützer sogar bei frischen Himbeeren gelingt.
Die Experten nutzten im Rahmen des Food Clubs spürbar intensiv die Möglichkeit, ihren Wissenshorizont zu erweitern, eigene Produktions-Lösungen gegenseitig nach vorn zu bringen und neue Impulse mit nach Hause zu nehmen. Der Teilnehmende Peter Hack, Vorstandsvorsitzender der Hack AG zieht folgendes Fazit: „Ich glaube, Post-Covid haben sich uns die Herausforderungen, die wir vor der Pandemie hatten, als ernüchternd gezeigt. Fachkräftemangel und Lieferketten treiben uns in die Automatisierung. Um unseren Kunden (hier: Bäckereien) die Personalnot zu lindern, müssen wir Lösungen erzeugen, die die Komplexität am Point of Sales maßgeblich reduziert. Die große Chance von morgen ist es, I4.0 durchgreifend zu TUN!“
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Produktionsabläufe nach Lean Prinzipien auf die Lebensmittelbranche übertragen werden sollten, um ein nachhaltiges System etablieren zu können. Technologische Weichensteller sind dabei verschiedene Automatisierungslösungen. Doch die Transformation kann nur gelingen, wenn sowohl die Mitarbeitenden intern als auch Politik, Handel und Verbraucher gemeinsam an einem Strang ziehen.
Über das Event
Zusammen mit dem Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik und Air Liquide durften wir die Branchenveranstaltung für Lenker und Entscheider, nach einer pandemiebedingten 2-jährigen Pause, im Juni 2022 zurück nach Köln bringen. Ökonomisch wie ökologisch spielen effiziente Wertströme eine zentrale Rolle in der Zukunft der Lebensmittelindustrie. Im exklusiven Ambiente der Kölner Kranhäuser reflektierten die Teilnehmenden neue Wege in der Lebensmittelindustrie. Gastreferenten des Fraunhofer ISI, des DIL, der Lila Bäcker Kuchenmanufaktur und Air Liquide zeigten Referenzbilder und zugrundeliegende Prinzipien auf.
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