Das Unternehmen Lemken und die Zukunft

Nicola Lemken, Geschäftsfuehrerin der LEMKEN GmbH & Co. KG. Europa, Deutschland, Nordrhein-Westfalen, Alpen. 19.02.2021
STAUFEN MAGAZINE 2021 | No. 4 | LEMKEN | Leadership und Organisationsentwicklung
Nicola Lemken, Geschäftsfuehrerin der LEMKEN GmbH & Co. KG. Europa, Deutschland, Nordrhein-Westfalen, Alpen. 19.02.2021

EIN GESPRÄCH MIT NICOLA LEMKEN

Wir ermutigen unsere Mitarbeitenden, sich aktiv in die Gestaltung der Prozesse einzubringen, und belohnen Verbesserungsvorschläge.“

Frau Lemken, Sie blicken auf beeindruckende 240 Jahre Unternehmensgeschichte zurück. Was war prägend in dieser Zeit für die Entwicklung und den Erfolg von LEMKEN?

1780 legte Wilhelmus Lemken mit einer kleinen Schmiede in Xanten am Niederrhein den Grundstein für eine sehr erfolgreiche Unternehmensentwicklung, denn heute ist LEMKEN einer der führenden Anbieter von professioneller Pflanzenbautechnik, mit über 1.600 Beschäftigten und 29 eigenen Vertriebsstandorten weltweit. Die ersten Pflüge, Grubber und Eggen wurden für die örtliche Bauernschaft geschmiedet. Diese anfänglichen Produkte sind bis heute Teil des Produktprogramms. Von 1969 an übernahm mein Vater Viktor Lemken die Geschäftsführung und brachte das Unternehmen durch branchenprägende Innovationen weiter nach vorne. Heute ist LEMKEN der erfahrenste Spezialist für Pflüge in allen wichtigen Agrarmärkten und setzt eine weltweite Benchmark. Seit den 80er Jahren wurde die Technik zur Stoppelbearbeitung konsequent weiterentwickelt und in den 90er Jahren kam die Sätechnik hinzu. In beiden Bereichen gehört LEMKEN dank seiner innovativen Produkte zu den weltweit führenden Unternehmen. Jüngste Produktgruppe in LEMKEN Portfolio ist seit 2018 die Hacktechnik des niederländischen Spezialisten Steketee, die einen Pflanzenschutz ohne Chemie ermöglicht. Vor allem die Öffnung der Ostmärkte in den 90er Jahren hat unsere Exportorientierung weiter beflügelt und das starke Wachstum hat die Mitarbeiterzahl stetig steigen lassen.

NICOLA LEMKEN
Gesellschafterin, LEMKEN GmbH & Co. KG.

Was zeichnet Ihren persönlichen bzw. den Führungsstil der LEMKEN Führungsmannschaft aus und welche Rolle spielt es, dass ein traditionsreiches Familienunternehmen in siebter Generation erstmals von einer Frau geführt wird?

Wir pflegen eine ausgeprägt wertschätzende Mitarbeiterkultur und eine offene Kommunikation. Wir legen sehr großen Wert auf lange Erfahrung und eine gute Förderung. Deshalb verbringen viele unserer Mitarbeiter ihr komplettes Arbeitsleben bei LEMKEN und wir feiern jedes Jahr zahlreiche 25- oder 35-jährige Firmenjubiläen. Wir ermutigen unsere Mitarbeiter sich aktiv in die Gestaltung der Prozesse im Unternehmen einzubringen und belohnen ihre Verbesserungsvorschläge. Wir verstehen uns als diverses und tolerantes Unternehmen, in dem Geschlechterrollen oder kultureller Hintergrund nicht relevant sind. Das leben wir vor und das erwarten wir von allen Führungskräften und Mitarbeitern. Die Zusammenarbeit zwischen mir als Gesellschafterin und Anthony van der Ley als Geschäftsführer erfolgt auf Augenhöhe. Die Tradition spielt insofern eine Rolle, als damit ein gewisses Selbstverständnis und das Bewusstsein für eine hohe Verantwortung einhergeht.

Themen wie Ernährung und Nachhaltigkeit gewinnen weiter an Bedeutung. Die Landwirtschaft hat dabei eine Schlüsselrolle inne. Wie stellen Sie LEMKEN in diesem Zusammenhang für eine erfolgreiche Zukunft auf?

Nachhaltiges Wirtschaften ist ureigenstes Interesse der Landwirtschaft. Schließlich muss der Landwirt seine Böden gut schützen und pflegen, damit er auch langfristig gute Ernten erzielen kann. Aber natürlich muss auch die Landwirtschaft den Gegebenheiten des Klimawandels und der immer knapper werdenden Ressourcen Rechnung tragen. Wir als Hersteller unterstützen dabei z.B. mit Maschinen, die die Eingriffe in den Boden minimieren und die Verdunstung reduzieren. Auch der Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel spielt eine wichtige Rolle. Hierfür haben wir Hacktechnik für die mechanische Unkrautbekämpfung im Angebot. Auf der anderen Seite darf man aber auch nicht die Sicherung der Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung aus den Augen verlieren. Diese kann nur durch eine effiziente Bewirtschaftung und einen hohen Mechanisierungsgrad im Anbau dauerhaft gewährleistet werden. Unsere Entwicklungsabteilung ist kontinuierlich mit diesen Themen befasst und denkt voraus, um mit verbesserten und neuen Produkten zu nachhaltig hohen Erträgen beizutragen.

Welche Bedeutung wird in dieser Entwicklung der Einsatz von KI und Robotik haben? Und wie stark setzen Sie in diesem Zusammenhang auf Ihr Tochterunternehmen Steketee?

Der Einsatz von künstlicher Intelligenz und Robotik ist sicherlich die Zukunft der Landwirtschaft. Aber hier ist auch noch eine Menge Forschung zur sicheren autonomen Steuerung notwendig. Daher wird es noch eine Weile dauern, bis sie zum Standard wird. Noch interessantere Anwendungen ergeben sich mit dem Einsatz von Sensorik, um die Bodenbearbeitung nicht nur zu automatisieren, sondern auch das Verfahren und damit die Erträge qualitativ zu optimieren.

Für die Hacktechnik von Steketee gibt es schon sehr spezifische Maschinenkonzepte mit kamera- und softwaregesteuerten intelligenten Bearbeitungsverfahren. Auch automatisierte kleine Einheiten werden hier künftig eingesetzt werden können. Denn bei einem möglichen Einsatz rund um die Uhr ändert sich die Wirtschaftlichkeit und damit die optimale Größe.

Mit welchen Ideen sorgen Sie dafür, dass Ihr Unternehmen innovativ bleibt und im globalen Wettbewerb bestehen kann, ohne dabei die regionale Verwurzelung zu verlieren?

Wir sind ein Familienunternehmen und das wollen wir auch bleiben. Darüber hinaus sind wir einer der größten Arbeitgeber in unserer Region und von Anfang an hier beheimatet. Das hindert uns nicht daran, in allen Regionen der Welt Erfahrungen zu sammeln und Produkte für die jeweiligen Märkte zu entwickeln. Wir sind anpassungsfähig und flexibel und haben gleichzeitig genügend Reserven, um wegweisende Projekte auch mit längerem Atem zu verfolgen. Die Spezialisierung auf ein Geräteprogramm und bestimmte Ackerbauverfahren ist für uns ein großer Vorteil, denn die so erworbene Expertise treibt uns an und beflügelt die Entwicklung zukunftsweisender Technologien.

Darüber hinaus werden Beratung und Service der Kunden mit zunehmender Komplexität der Produkte und Prozesse noch wichtiger und erfordern gut ausgebildete Spezialisten. LEMKEN unterhält ein großes Netz von Vertriebs- und Serviceexperten im Außendienst, die ein sehr gutes Vertrauensverhältnis zum anspruchsvoller werdenden Kunden erreichen.

LEMKEN – 240 Jahre Unternehmensgeschichte

Bereits im Jahr 1780 legte Wilhelmus Lemken mit einer kleinen Schmiede in Xanten am Niederrhein den Grundstein für eine erfolgreiche Unternehmensentwicklung. Heute zählt LEMKEN mit mehr als 1.600 Beschäftigten und 29 eigenen Vertriebsstandorten weltweit zu den führenden Anbietern professioneller Pflanzenbautechnik. Die ersten Pflüge, Grubber und Eggen wurden für die örtliche Bauernschaft geschmiedet – diese gehören noch immer zum Produktprogramm bei LEMKEN. Von 1969 an übernahm Viktor Lemken die Geschäftsführung und brachte das Unternehmen durch branchenprägende Innovationen weiter nach vorne. Heute ist LEMKEN der erfahrenste Spezialist für Pflüge in allen wichtigen Agrarmärkten und setzt eine weltweite Benchmark. Seit den 80er Jahren wurde die Technik zur Stoppelbearbeitung konsequent weiterentwickelt, in den 90er Jahren kam dann die Sätechnik hinzu. In beiden Bereichen gehört LEMKEN dank seiner innovativen Produkte zu den weltweit führenden Unternehmen. Jüngste Produktgruppe im LEMKEN-Portfolio ist seit 2018 die Hacktechnik des niederländischen Spezialisten und Tochterunternehmens Steketee, die einen Pflanzenschutz ohne Chemie ermöglicht. Die Exportorientierung von LEMKEN wurde vor allem durch die Öffnung der Ostmärkte ab 1990 weiter beflügelt, das starke Wachstum hat dabei auch die Mitarbeiterzahl im Unternehmen stetig steigen lassen.

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