Podcast

20 Jahre Erfahrung in Brasilien

September 17, 2021 Leadership und Organisationsentwicklung

Vor 20 Jahren wurde unsere brasilianische Tochtergesellschaft Staufen Taktica gegründet. Mit dem Geschäftsführer Dario Spinola, sprachen wir über die Situation der Wirtschaft in Brasilien bei der Gründung vor 20 Jahren, über seine Einschätzung der aktuellen Wirtschaftslage und seine Erwartungen für die Zukunft.
Dario Spinola arbeitete über 20 Jahre als Berater und Interim Manager, hauptsächlich in China und Brasilien. Bevor er vor sechs Jahren Staufen Taktika übernahm, war er Vize-Geschäftsführer bei Staufen China.

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Herr Spinola, wie sah der Markt in Brasilien bei der Gründung von Staufen Brasilien bzw. Staufen Taktica vor 20 Jahren aus? Welche Marktpotenziale haben Sie damals gesehen und was hat Sie dazu bewogen, Berater zu werden?

Taktica startete vor 20 Jahren als Lean Beratung. Damals boomte der Markt nach einer Rezession und viele internationale Unternehmen investierten in Brasilien. Mein Partner Paulo Lima und ich waren überzeugt, dass viele Unternehmen die richtigen Prozesse erst noch etablieren mussten. Es wurde viele investiert, vor allem in Kapazitäten und neue Technologien – meist im Zusammenhang mit dem Thema Automatisierung. Das Thema Lean war ebenfalls neu. Damals sprach man noch nicht von umfassenden Transformationen, wie wir es heute tun. Lean bezog sich eher auf die Anwendung japanischer Prinzipien und Methoden in den Produktionsstätten.

Wie sieht es heute aus? Was zeichnet die brasilianische Wirtschaft heute aus?

Genau wie vor 20 oder vor 40 Jahren hängt die brasilianische Wirtschaft auch heute noch stark von der Politik ab. Wie definieren die Politiker die Makroökonomie? Wie regulieren sie die Wirtschaft, insbesondere in Bezug auf die Devisensteuer? Seit der Einführung des brasilianischen Real haben wir eine eigene Währung, die seit 1994 recht stabil ist. Dennoch sind wir immer noch auf Devisen, US-Dollar oder Euro angewiesen. Brasilien erholt sich noch heute von der Rezession 2014/2015, aber es gibt noch viel Potenzial. Schaut man sich den Automobil-, den Maschinensektor oder andere Branchen an, die mit Anlagen zu tun haben, gibt es viele Möglichkeiten, das für die kommenden Jahre vielversprechend sind. Wir sind bereit für weiteres Wachstum. Aber die wichtigste Frage lautet: Wie werden wir wachsen? Und können wir effizient wachsen?

Welche gängigen Expansionsfelder bietet die Industrie in Brasilien außer dem Maschinenbau?

Dies ist im Augenblick die Agrarindustrie. Diese Branche ist sehr stark, denn Brasilien ist ein großes Land. In den letzten Jahrzehnten nahmen die Investitionen und die Erforschung des Agrarsektors, insbesondere der Landwirtschaft, einen hohen Stellenwert ein. Darüber hinaus ist auch die Lebensmittelindustrie ein boomender Markt, der sehr stark mit dem Agrargeschäft korreliert. Zudem ist Brasilien ein rohstoffreiches Land. Wir betreiben viel Bergbau, vor allem für Erze, und hier insbesondere für Stahl und Eisen. Dementsprechend sind das Agrargeschäft, die Lebensmittelindustrie und einige Rohstoffe wie Stahl die am stärksten expandierenden Branchen in Brasilien.

Wenn Sie Brasilien aus der Sicht eines Beraters betrachten, wo sehen Sie das größte Optimierungspotenzial?

Brasilien ist ein sehr großes Land in Bezug auf die Fläche. Wir haben eine Fläche, die zehnmal größer ist als Deutschland oder mehr. Folglich liegt das größte Potenzial in den Bereichen Transport und Logistik, um Produkte wie Rohstoffe, Halbzeuge und Endprodukte zu transportieren. Wie bringt man seine Produkte an die Küste, wenn der Produktionsstandort mitten im Land liegt?

Nach der Lean Philosophie ist Transport eine der sieben Verschwendungsformen. In Brasilien sind Lastwagen das Haupttransportmittel. Züge wurden bisher kaum als Transportmittel für große Lasten in Erwägung gezogen. Wir nutzen zwar die Bahn, aber überwiegend zum Transport von Rohstoffen, nicht für Endprodukte. Autobahnen und LKWs sind die führenden Transportmittel. In vielen Unternehmen macht die Logistik rund acht Prozent der Gesamtkosten eines Produkts aus, manchmal nur sechs Prozent, in anderen Fällen aber bis zu 10 oder 12 Prozent.

In Deutschland sind die Produktionsbetriebe bereits weitestgehend nach Lean Prinzipien organisiert. Wie ist es in Brasilien?

Brasilien hat eine sehr breite Mischung an Unternehmen. Es gibt lokale, meist familiengeführte Unternehmen. Dann haben wir einige mittelständische und einige große Unternehmen. Darüber gibt es viele internationale Unternehmen aus Europa, Amerika und Asien. Insbesondere der Anteil asiatischer Unternehmen hat in den letzten 20 Jahren stark zugenommen. Einige der fortschrittlicheren Unternehmen sind hinsichtlich Lean Prinzipien auf einem guten Weg. Sie verfolgen das Thema kontinuierliche Verbesserung, aber es gibt noch Raum für Verbesserungen. Andere wiederum ‒ viele mittelständische, kleine und wenige große Unternehmen ‒ versuchen, in Bezug auf die Lean Prinzipien aufzuholen. Einigen führenden Unternehmen, wie Embraer, geht es gut. Sie haben ihre Abläufe optimiert und die Transformation an. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, haben sie hohe Produkt- und Prozessanforderungen implementiert. Einige große Unternehmen sind einen Schritt weitergekommen, aber insgesamt hat Brasilien noch einen langen Weg vor sich.

Wenn Sie in die Zukunft blicken, was erwarten Sie in den nächsten Jahren für Brasilien?

Heutzutage verfolgen Unternehmen auf der ganzen Welt die Digitalisierung (Smart Factories, Smart Companies, Internet of Things). Das gilt auch für Brasilien. Ich rechne mit einer stärkeren Akzeptanz von kollaborativen Tools, wie wir Data Science, Process Mining, Automatisierung, mobile Geräte und alles, was mit mobilen Daten zu tun hat, nutzen.
Wir als Transformationsberater glauben, dass es wichtig ist, zunächst Stabilität zu schaffen, egal mit welchem Prozess man arbeitet. Zuerst kommt die Stabilität, dann wird Verschwendung beseitigen, der Prozess standardisieren und dann kommt die Digitalisierung hinzu.

Moderation

Dr. Thilo Greshake, Partner Automotive, STAUFEN.AG

Gast

RGB

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