Interview

Wie Sie nach der Krise mit schlanker Intralogistik schnell ins sichere Fahrwasser gelangen

Interview
Mai 6, 2020 | Akademie, Operational Excellence

Marco Brandl & Irina Müller

Marco Brandl | Project Manager

Marco Brandl bringt bei der Staufen AG seine Erfahrungen als Project Manager im Bereich Holistic Transformation ein. Seine Beraterschwerpunkte liegen in der Weiterentwicklung von schlanken Produktionslogistiksystemen, der Einkaufsdisposition zur Minimierung des Bestandsniveaus bei gleichzeitig höchstmöglicher Materialverfügbarkeit sowie der Optimierung von Montagesystemen. Abgerundet wird sein Profil durch seine Kompetenz in der integrativen Werkstrukturplanung. Neben seiner Beratertätigkeit ist Marco Brandl als Lead Trainer für das Seminar Lean Logistics der Staufen Akademie aktiv.

Irina Müller | Associate

Irina Müller kann auf praxisorientierte Berufserfahrung in der Logistikplanung und Produktionsversorgung in der Automotive- und Luftfahrtindustrie sowie in der Automatisierung von Hochregallagern im Lebensmitteleinzelhandel zurückgreifen. Bei der Staufen AG steuert und begleitet sie verschiedene Produktionsversorgungs-, Logistikplanungs- und Implementierungsprojekte. Neben ihrer Praxiserfahrung im Anlaufmanagement und Aufbau von Fließmontagen (Kleinserien) ist sie überdies Trainerin des Lean Logistics-Seminars.

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WIE SIE NACH DER KRISE MIT SCHLANKER INTRALOGISTIK SCHNELL INS SICHERE FAHRWASSER GELANGEN

Zahlreiche Firmen befinden sich aktuell aufgrund der Corona-Krise im Stillstand. Diese Situation stellt die Produktionslogistik bzw. Intralogistik nicht nur vor Herausforderungen, sondern bietet auch zahlreiche Chancen, die es zu nutzen gilt. Unsere Staufen Experten Irina Müller und Marco Brandl stellen im folgenden Interview sehr spezifische Ansatzpunkte für Fach- und Führungskräfte aus der Logistik vor, die Ihnen helfen werden, die Krise erfolgreich zu bewältigen.

Was wird Fach- und Führungskräfte der Logistik nach der Corona-Krise erwarten? Vor welchen Herausforderungen könnte diese Berufsgruppe stehen?

Marco Brandl: Viele Firmen werden mit einem hohen Auftragsrückstand konfrontiert sein, der ohne die Werkzeuge der Lean Philosophie nicht in kurzer Zeit abgebaut werden kann. Dies wird zur Folge haben, dass Kunden dieser Firmen nicht zum bestätigten Liefertermin mit Fertigwaren versorgt werden können. Die daraus resultierende zeitlich verzögerte Rechnungsstellung wird zu einer weiteren Belastung der G&V führen.

Irina Müller: Eine weitere Herausforderung wird sein, dass viele Unternehmen es mit enormen Störungen in ihren Prozessen zu tun haben werden, die durch Fehlteile – seien es Materialien von Lieferanten oder ihrer internen Fertigung – sowie durch kurzfristige Auftragsänderungen hervorgerufen werden. Im schlimmsten Fall müssen Unternehmen die Produktion bzw. Montage komplett herunterfahren, viele Materialien werden vergeblich aufgebraucht sein, was die Anlaufphase weiter erschweren wird.

Warum ist es gerade jetzt während der Corona-Krise wichtig, sich mit dem Thema der schlanken und effizienten Produktions- bzw. Intralogistik zu beschäftigen?

Irina Müller: Viele Branchen erleben gerade eine Vollbremsung. Nach den ersten Notmaßnahmen, etwa der Einführung von Kurzarbeit und der Liquiditätssicherung, geht es in diesen Unternehmen nun darum, den operativen Betrieb, sprich die Prozesse und die Supply Chain, stabil zu halten. Viele Chancen ergeben sich für Firmen, die sich bereits jetzt auf die Zeit nach der Krise vorbereiten und sich unter anderem auf ihre Produktions- bzw. Intralogistik fokussieren. Sobald sich die Lage beruhigt hat und Betriebe anfangen, wieder unter Volllast zu produzieren, wird Folgendes geschehen: häufiges Nachjustieren der Kundenaufträge in der Planung und Steuerung und damit verbundene Materialreservierungen, wodurch sich Fehlteile ergeben und die Aufträge belastet werden. Deshalb ist es essenziell, frühzeitig gegenzusteuern, indem Kundenaufträge geprüft und priorisiert werden. Jetzt bietet es sich an, das Bereitstellungskonzept zu überprüfen, Lager zu optimieren, z. B. nach Zonen zu gliedern, entsprechende Lagerstrategien auszuarbeiten und sich auf die Prozessstabilität zu fokussieren. Eine typische Frage, die man sich bspw. stellen kann, ist, welche Materialien bedarfs- und verbrauchsbezogen bereitgestellt werden sollen. Diese Maßnahmen gewährleisten, dass Firmen nach der Anlaufphase schnell ins sichere Fahrwasser gelangen und die Montage bzw. Fertigung seitens der Logistik störungsfrei bleibt.

Welche Unternehmen und Fachleute würden jetzt von einer Weiterentwicklung ihrer Kenntnisse im Bereich der schlanken Logistik am meisten profitieren?

Marco Brandl: Alle Unternehmungen, die im produzierenden Gewerbe tätig sind, die Lean Transformation in der Produktion angestoßen haben und jetzt weitere Optimierungspotenziale durch die Unterstützung einer schlanken Logistik ausschöpfen möchten, können hier stark profitieren. Ich denke gezielt an eine Reduktion der Durchlaufzeit und eine getrennte Betrachtung der Wertschöpfung und Logistik.

Irina Müller: Alle Bereiche der Logistik, Montage bzw. Fertigung, aber auch die Beschaffung und Auftragssteuerung würden daraus sehr viele Vorteile ziehen können.

Was würden Sie Fach- und Führungsexperten aus der Logistik als Rat mitgeben?

Marco Brandl: Unternehmen, die es jetzt schaffen, ihre Logistikprozesse schlank aufzubauen, werden schneller auf die volatile Marktsituation nach der Krise reagieren und sich damit einen starken Wettbewerbsvorteil und nachhaltig Marktanteile sichern können. Konkret schlage ich vor, bereits jetzt die Trennung von Wertschöpfung und Logistik voranzutreiben, um die Befriedigung der steigenden Nachfrage nach der Krise bestmöglich zu sichern. Ich würde der Produktionslogistik gegenwärtig viel Aufmerksamkeit schenken, um die Wertschöpfung zu erhöhen und Verschwendung in den Prozessen zu minimieren.

Irina Müller: Ich rate dazu, die Schnittstellen zur Logistik im Unternehmen genau zu betrachten sowie die Aufgaben der Logistik zu untersuchen und konkret zu definieren, um Lücken schließen und Auswirkungen auf andere Bereiche abschätzen zu können. Jetzt sollte auch ein Plan für die Anlaufphase ausgearbeitet werden, um das Schichtmodell ggf. kurzfristig auszuweiten. Hierzu könnten z. B. die Verlängerung der Wareneingangszeiten sowie die Ausweitung der Logistikschichten analog zur Montage bzw. Fertigung gehören. Ebenso empfehle ich, die Aufträge auf Vollständigkeit zu prüfen und die Fehlteilesituation genauer zu untersuchen und gegenzusteuern, damit der Anlauf gelingt.

Seminar II. Lean Logistics

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