Unterbrochene Lieferketten beeinträchtigen immer wieder die Produktionsabläufe der deutschen Industrie. Derzeit leiden zum Beispiel die Automobilhersteller unter massiven Nachschubproblemen bei Chips. Solche externen Schocks erhöhen schlagartig die Komplexität. Um in diesen Situationen handlungs- und damit überlebensfähig zu bleiben, sollten Unternehmen rechtzeitig Maßnahmen ergreifen, damit die Komplexitätstreiber Vielfalt, Vernetzung und Veränderung in einem gesunden Gleichgewicht zueinander bleiben.
„Unternehmen können externe Schocks wie zum Beispiel die Corona-Pandemie nicht verhindern. Aber sie können schon im Vorfeld mögliche Veränderungen der Rahmenbedingungen mit einplanen und sich auf Extremsituationen einstellen“, sagt Dino Munk, Senior Partner der Unternehmensberatung Staufen. Der Spezialist für Lean Development hat drei Komplexitätstreiber identifiziert: Vielfalt, Vernetzung und Veränderung. Sie sind die Dimensionen, die ein Unternehmen im Blick haben muss, um das Thema Komplexität bestmöglich zu beherrschen.
„Die Veränderung wirkt meist von außen und liegt damit nur begrenzt im Einflussbereich des Unternehmens. Aber Vernetzung und Vielfalt können intern gestaltet werden“, so Staufen-Partner Munk. „In Krisenzeiten – wie der aktuellen Halbleiter-Flaute – erkennen viele Hersteller, dass sie das Thema Variantenmanagement nicht nur aktiv steuern können, sondern sogar müssen. Das bedeutet: Der Grat, um die Balance der drei Komplexitätstreiber im Gleichgewicht zu halten, darf nicht zu schmal ausfallen.“ Um die Komplexität zu verringern, könne zum Beispiel der Variantenreichtum der eingesetzten Bauteile reduziert oder die Abhängigkeiten innerhalb der Produktionskette verringert werden.
Der Staufen-Experte rät zu einer „vernünftigen Variantenplanung“, um auch für künftige Krisen gewappnet zu sein: „Ziel ist es, einen Ausfall der Bänder zu vermeiden. Dies gelingt langfristig nicht mit einer umfangreichen Lagerhaltung nebst angeschlossener Verteilzentren. Dieser Weg ist zu teuer und nicht wertschöpfend. Also bleibt nur eine sinnvolle Variantenvielfalt, ohne dass der Kunde sich dadurch eingeschränkt fühlt.“
Unternehmen sollten darauf abzielen, Komponenten zu standardisieren, selbst wenn die Einzelkosten dadurch eventuell minimal steigen. Die Hersteller stehen also vor der Herausforderung, eine profitable Balance zwischen Kundenwünschen und effizienter Produktgestaltung zu finden. „Mit kleinen Insellösungen kann dieses Problem übrigens nicht bewältigt werden“, so Munk. „Hier ist ein interdisziplinäres Verständnis mit einem integrierten Varianten- und Komplexitätsmanagement notwendig. Nur über ein ganzheitliches Konzept, das den gesamten Wertschöpfungsprozess aufgreift, kann ein Optimum erreicht werden.“
Die Optimierung des Produktportfolios sollte sich dabei stets an den Anforderungen des Marktes orientieren. „Kunden kaufen keine Teilenummern, sondern Eigenschaften, die genau ihre Bedürfnisse erfüllen“, gibt Komplexitäts-Experte Munk zu bedenken. Wenn Produkte diese Erwartungen nicht erfüllen, führen auch niedrigere Preise nicht zum Erfolg.“
Wie das Produktportfolio und die Produktion entsprechend arrangiert werden, erläutern die Staufen-Berater in dem neuen Whitepaper: „Varianten- und Komplexitätsmanagement – Das große Ganze erfassen und beherrschen“.