Baunebenbranche

Ohne mehr Bereitschaft zur Kooperation verliert die deutsche Bauindustrie den internationalen Anschluss – Kultureller und digitaler Wandel

April 28, 2017 | News Deutschland, Weltweite News

„Ein größeres Baustellenprojekt funktioniert fast wie ein Unternehmen, außer dass der Lebenszyklus kürzer, also jedes Projekt im wahrsten Sinne des Wortes einmalig ist“, sagt Robert Farthmann, der bei Staufen den Bereich Lean Construction verantwortet. „Der Anspruch an das Tempo von Verbesserungen ist daher um ein Vielfaches höher. Der Wissenstransfer und die Vernetzung diverser Projektbeteiligter aus verschiedenen Organisationen müssen extrem schnell erfolgen.“ Das Ziel: Eine schlankere Organisation innerhalb der Projekte sowie eine bessere Koordination der einzelnen Firmen und Gewerke untereinander, um lange Wartezeiten, überflüssige Transporte sowie unnötige Doppel- oder Nacharbeiten zu vermeiden. Auch wenn die Branche den Handlungsbedarf kennt, wird auf vielen Baustellen beharrlich am alten System festgehalten. „Statt das Kundeninteresse im Blick zu haben dominieren Kontrolle und Rechthaberei und es wird gegen- statt miteinander gearbeitet“, schildert Staufen-Berater Farthmann die tägliche Praxis. „Das geht hin bis zu kräftezehrenden und teuren Rechtsstreitigkeiten, mit denen am Ende keinem gedient ist, weil die Qualität leidet und sich die Fertigstellung der Baustelle meist deutlich verzögert.“ Gerne beruft man sich in der Branche auf die Unverträglichkeit von partnerschaftlichen Vertragsmodellen und der HOAI, mit ihrer strikten Trennung in Leistungsphasen. Folge: Die deutsche Bauindustrie verliert den Anschluss, weil trotz technisch hohem Niveau die Zusammenarbeit nicht gelingt. Wie ein Projekt phasenübergreifend als Team gemeistert werden kann, ist hingegen oft auf internationalem Parkett zu beobachten. So sind digitale und Lean-Management-Methoden am Bau im Ausland fast schon selbstverständlich. Auch die Vertragsmodelle werden entsprechend angepasst, so dass der Projekterfolg im Fokus steht und nicht das Einzelinteresse. Von integrierter Projektabwicklung bis hin zu Partnerschaftsmodellen mit gemeinsamem Risikopuffer im Projekt – vieles wird in Ländern wie etwa den USA oder auch Norwegen längst mit Erfolg umgesetzt. Egal ob Lean Management oder Digitalisierung – Voraussetzung ist stets ein funktionierendes menschliches Netzwerk innerhalb des Projekts und in den unterstützenden Unternehmensfunktionen. Denn durch eine reibungsfreie Kollaboration lassen sich die Methoden schnell integrieren und auch die Informationen just-in-time zur Verfügung stellen. „Mit BIM – dem Building Information Modeling – können und werden heute schon alle relevanten Gebäudedaten mithilfe einer Software digital modelliert und geometrisch visualisiert“, so Branchenexperte Farthmann. „Diese Daten gilt es nun entlang des gesamten Lebenszyklus eines Projektes zu synchronisieren und allen Beteiligten zugänglich zu machen.“ Das erkennen nun auch verstärkt die marktführenden Unternehmen. Einige der Branchenführer haben mit der Staufen AG begonnen, sogenannte Multiplikatoren auszubilden, die ihre Kollegen im Projekt und auf der Baustelle davon überzeugen, dass Teamgeist, Lean-Prinzipien, verbindliche Zusagen, digitale Tools und gemeinsame Planungen den Erfolg erheblich begünstigen. Kosten, Termine und Qualität werden transparent gemacht und damit für das Team im Sinne des Kunden beeinflussbar. „Wenn die Bauwirtschaft Prinzipien und Methoden von der stationären Industrie übernehmen möchte, hat sie allerdings eine besondere Hürde zu nehmen“, gibt Staufen-Berater Farthmann zu bedenken. „Der Wille zu einer kooperativen Kultur muss in den Unternehmenszentralen gelebt werden und die Methodenanwendungen müssen multiplizierbar sein. Denn in Deutschland gibt es viele tolle Projektbeispiele, bei denen nach dem Abzug der Bagger und Bauarbeiter die erworbenen Kompetenzen und Standards einfach verpufften.“ BestPractice Day 2017: Der führende Lean-Management-Kongress in Europa

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