Ein Interview mit Dr. Róbert Keszte, Geschäftsführer, Continental Automotive Hungary GmbH, Budapest
Continental ist ein wegweisender Marktakteur im Bereich Technologie und Innovationen in der Automobilbranche in Ungarn. Wie sehen Sie die Markttendenzen und die Produktionsherausforderungen in diesem Sektor heute?
Die Devise in der Fertigungsindustrie heißt unverändert: Kostenwettbewerbsfähigkeit. In der Vergangenheit haben wir verschiedene Strategien, Technologien und Methoden implementiert, die uns dabei unterstützen sollten, unsere Effizienz zu steigern. Im letzten Jahrzehnt wurden Hochgeschwindigkeits- und Niedrigkosten-Konnektivität zum Mainstream der Markttrends.
Allerdings müssen wir verknüpfte Systeme intelligent nutzen, um Daten zu sammeln und zu analysieren, Muster zu erkennen, Prognosen zu generieren und dies für die Produktionsverbesserung nutzbar zu machen. Die Herausforderung besteht darin, die Theorie in die Praxis umzusetzen.
Genauer gesagt sollten wir die Wertschöpfungskette betrachten: Wir müssen stets beim Produkt beginnen, das robust und für die Produktion konzipiert sein muss. Wir schätzen es, wenn das Produkt integrierte fortschrittliche Funktionen aufweist, die den Produktions- und Prüfprozess unterstützen. Außerdem müssen wir bewährte schlanke Prinzipien für die Industrialisierung nutzen, um eine stabile, nachhaltige und innovative Produktionslinie zu erschaffen, die Flexibilität und eine schnelle Reaktion auf Marktveränderungen unterstützt. Wir müssen das schlanke Liniendesign mit den neuesten Technologien der Automation und Robotisierung verbinden. Wenn ich den positiven Trend von leichtgewichtigen Robotern und anderen ähnlichen Automatisierungslösungen betrachte, bin ich optimistisch, dass die meisten Neuinvestitionen die Fähigkeit haben werden, von künstlicher Intelligenz überwacht und verbessert zu werden.
Die größte Herausforderung ist, dass wir herkömmliche Anlagen zusammen mit modernsten Ausrüstungen betreiben müssen – und all das mit demselben Produktionspersonal. Das Upskilling des Produktionspersonals stellt einen wesentlichen Teil unseres Erfolgs dar.
Welche Rolle spielen Digitalisierung und Industrie 4.0 bei der zukünftigen Produktion? Wie sieht die diesbezügliche Strategie bei Continental Automotive in Ungarn aus?
Die Digitalisierung spielt bereits heute eine wesentliche Rolle bei der Produktion. Sämtliche Massenproduktionsausrüstungen verfügen über eine digitale Steuereinheit, die Daten sammelt und an unsere Datenbank übermittelt. Derzeit sammeln und beurteilen wir die Daten meist nicht in Echtzeit. Um den Nutzen aus unseren digitalen Technologien weiter zu steigern, müssen wir uns schnell in diese Richtung bewegen, und zwar nicht nur in der Produktionshalle, sondern auch in allen unterstützenden Bereichen.
Daher wollen wir nach dem Priorisieren der digitalen Technologien sich schnell rentierende Lösungen wie Kobots und AGVs in die Produktion integrieren, außerdem mobile und tragbare Geräte im Lager, Robotic Process Automation und Business-Intelligence-Berichte in den unterstützenden Prozessen. Weitere Aktivitäten wie beispielsweise die Nutzung von künstlicher Intelligenz zur Entscheidungsfindung sind für die kommenden Jahre geplant.
Welche Veränderungen erwarten Sie in Bezug auf die Talentnachfrage und die Veränderung der Arbeitsanforderungen durch die Implementierung von digitalen Produktionslösungen?
Die gesamte Industrie steht vor der Herausforderung, Produktionsjobs attraktiver zu gestalten. Wir bei Continental arbeiten daran, eine inspirierende digitale Arbeitsumgebung mit maximaler Flexibilität zu erschaffen. Wir schulen, coachen und betreuen unsere Mitarbeitenden, um sie auf die zukünftigen Kompetenzen vorzubereiten. Aufgrund der schnell zunehmenden Digitalisierung von Produkten, Produktion und Dienstleistungen müssen wir unsere Engineering-Kenntnisse erweitern und von der Hardware- zur Softwareentwicklung übergehen.
Wir müssen die Chancen fortschrittlicher Technologien verstehen und passende Maßnahmen definieren, um unsere Effizienz zu steigern.