Batterieproduktion: „Wir haben die Daten für jeden Meter auf der Rolle“ 

staufen magazine 2023/2024 | No. 6 | Yongtuo New Materials | Operational Excellence

Jede Batterie ‒ auch diejenige in Elektroautos ‒ besteht im Wesentlichen aus vier Komponenten. Eine davon ist der sogenannte Separator, und einer der größten Hersteller dieser Komponente ist das chinesische Unternehmen Yongtuo New Materials. Li Hongli, CEO von Yongtuo, berichtet im Interview, wie sein Unternehmen in dieser Zukunftsbranche zum Vorreiter wurde. 

Im Interview mit Li Hongli, CEO von Yongtuo new materials

Herr Li, wie lange ist Yongtuo schon im Separatorengeschäft tätig und wie hat sich der Markt seither entwickelt? 

Als mein Team und ich 2004 mit der Produktion von Separatorfilmen begannen, lag der weltweite Marktanteil chinesischer Unternehmen unter 10 Prozent. Inzwischen werden mehr als 70 Prozent der weltweiten Nachfrage von chinesischen Herstellern gedeckt und die Nachfrage steigt rasant: Während vor 20 Jahren rund 600 Millionen Quadratkilometer pro Jahr verkauft wurden, verlangt der Markt heute 20 Milliarden Quadratkilometer pro Jahr. 

Ist dieses Wachstum ausschließlich auf die Elektromobilität zurückzuführen? 

Die chinesischen Hersteller von Separatoren haben sich längst von Technologieverfolgern zu Technologievorreitern entwickelt. Bei Yongtuo setzen wir uns beispielsweise schon mit der Speicherung erneuerbarer Energien auseinander. Dies ist ein noch größerer Markt als Batterien für Elektroautos. 

Li Hongli

CEO

Yongtuo New Materials

Welchen Vorsprung haben Sie ‒ auch in China ‒ gegenüber Ihren Wettbewerbern? 

Nachdem wir schon so lange im Geschäft sind, haben wir den gesamten Technologiewandel miterlebt. So konnten wir viele Erfahrungen sammeln und unseren Vorsprung ausbauen. Das lässt sich vor allem an vier Punkten festmachen. 

Punkt 1 ist die Qualität unserer Produkte. Sie bieten höchste Intensität und sind gleichzeitig die dünnsten der Welt. 

Punkt 2 sind die Kosten. Diese Branche ist äußerst maschinenintensiv und erfordert hohe Investitionen. Heute haben wir deutlich niedrigere Kosten als unser Wettbewerb, weil wir unsere Maschinen zu 100 Prozent selbst entwickeln. Auch für die Einrichtung einer Produktionslinie benötigen wir nur etwa die Hälfte der Zeit, die unser Wettbewerb benötigt. Darüber hinaus haben wir die Zeit genutzt, um unsere Produktionslinie kontinuierlich zu optimieren. Heute sind wir in der Lage, Spitzenqualität mit 20 Prozent geringeren Kosten zu produzieren. Außerdem haben wir ein fantastisches Team.  

Punkt 3 ist unser Anteilseigner, die Tsinghan Holding Group. Sie verfügt über eine komplette Investitionskette in der Batterieindustrie für Elektroautos, von den Rohstoffen wie Nickel bis zum Batteriehersteller. Das bringt uns natürlich eine Menge Synergien. 

Punkt 4 ist unser einzigartiges, selbst entwickeltes Big-Data-System. Es bietet unseren Produkten viele Vorteile in Bezug auf Qualität, Standardisierung und Rückverfolgbarkeit. Ich denke, wir werden gleich noch ausführlicher darüber sprechen. 

Sie sprachen von dem Anspruch, stets Spitzenqualität zu liefern. Hilft Ihnen hierbei die Digitalisierung? 

Auf jeden Fall! Man muss wissen, dass der Produktionsprozess äußerst komplex ist. Eine Produktionslinie ist etwa 200 Meter lang und es sind mehr als 1.000 Parameter zu berücksichtigen. Für die Ingenieurinnen und Ingenieure, die die Konsistenz des Produkts sicherstellen müssen, ist das eine große Herausforderung. Das fertige Produkt besteht normalerweise aus 1.000 bis 2.000 Metern Folie auf einer Standardrolle. Um die Qualität der Produkte zu überprüfen, wurde früher von jeder Rolle ein Meter abgeschnitten und vor der Auslieferung kontrolliert. Wenn die Qualität auf diesem Meter in Ordnung war, ging man davon aus, dass auch der Rest in Ordnung war. Natürlich ist dies nicht der beste Weg, die Qualität und den Produktionsprozess zu kontrollieren. 

Die Nutzung von Big-Data-Systemen und künstlicher Intelligenz hat unsere Qualitätssicherung drastisch verbessert. Das System ist in der Lage, die Daten jedes Meters in der Produktionslinie zu erfassen und mit dem voreingestellten Parametermodell zu vergleichen. Dieses Parametermodell basiert auf einer Vielzahl von Daten und passt sich selbstständig an. Auf dieser Grundlage können wir nun Vorhersagen über unsere Produktparameter mit einer Genauigkeit von 99,95 Prozent für die gesamte Rolle treffen und nicht nur für einen Meter, wie es in der Vergangenheit der Fall war. Folglich liegt die Gleichmäßigkeit unserer Produkte auf höchstem Niveau. Unsere Produktionseinrichtung optimiert sich ständig und ist einfach auf neue Linien zu übertragen. Dies führt zur Entlastung der Ingenieurinnen und Ingenieure und zur Steigerung der Transparenz. 

Wie profitieren Ihre Kunden von dieser Transparenz? 

Bei der Produktion von Batterien für Elektroautos steht Sicherheit an erster Stelle. Hierbei spielt der Separator eine wichtige Rolle. Wir speichern die Produktionsdaten zehn Jahre lang und geben sie auch an unsere Kunden (Batteriehersteller) weiter. Wenn ein Defekt auftritt, kann der Kunde die Daten über den QR-Code auf der Packung auslesen und so die Ursache besser identifizieren. Diese Rückverfolgbarkeit unserer Produkte ist ein echter Wettbewerbsvorsprung für uns und unsere Kunden. 

Wie wird sich die chinesische Elektroautoindustrie entwickeln? 

Was die chinesische Elektroautoindustrie angeht, bin ich sehr zuversichtlich. Mit Unterstützung und Anleitung der Regierung sind Elektroautos nach 20 Jahren Entwicklung zu einem sehr beliebten und willkommenen Produkt auf dem Markt geworden. Auch die Technologien haben sich schnell weiterentwickelt. Im Vergleich zu vor 20 Jahren haben sich Kosten, Effizienz und Sicherheit von Elektroautos drastisch verbessert. Ein großer Vorteil von China: Wir können jetzt alle Komponenten eines Elektroautos im eigenen Land produzieren ‒ ein ganzes Ökosystem. 

Was empfehlen Sie deutschen Automobilherstellern auf ihrem Weg in die elektrische Zukunft? 

Bei der Produktion konventioneller Autos hatten die deutschen Hersteller schon immer den Vorteil einer ausgezeichneten Lieferkette und einer hervorragenden Standardisierung. Bei Elektroantrieben sind sie jedoch zu spät auf den Markt gekommen und haben zu langsam reagiert. Den Vorteil in der Lieferkette haben sie teilweise verloren, denn die Lieferkette von Elektroautos ist nicht zu 100 Prozent die gleiche wie die von konventionellen Autos. Mein persönlicher Vorschlag wäre mehr Offenheit für die Zusammenarbeit mit ausländischen Anbietern. Die Batterie ist eine Schlüsselkomponente der Elektromobilität. Daher sollten sie die entsprechende Technologie von chinesischen, koreanischen oder japanischen Anbietern in ihre Lieferkette integrieren. 

Separator 

Ein Separator ist ein unverzichtbarer Bestandteil jeder Batterie. Er trennt die negative Elektrode (Kathode) und die positive Elektrode (Anode) physisch und elektrisch. So werden Kurzschlüsse vermieden. Gleichzeitig muss der Separator für Ionen durchlässig sein, damit die chemische Energie in elektrische Energie umgewandelt werden kann. Für den Separator werden daher überwiegend feinporige Kunststoff- oder Vliesmaterialien verwendet. 

das Unternehmen

Der Separatorenhersteller gehört zu Tsinghan Industry. Er hält Patente für die „ultradünne Membrantechnologie“ und die „digitale Membrantechnologie“. In absehbarer Zeit werden die Separatoren an drei verschiedenen Produktionsstandorten in China hergestellt werden. Der CEO von Yongtuo New Materials, Li Hongli, ist bereits seit 2004 in der Membranindustrie tätig. 

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