Effizienz auf die Piste gebracht:
Optimierte Produktentwicklung bei Kässbohrer
800+
Mitarbeitende
300+
Umsatz in Mio. Euro
Geländefahrzeuge
für Pisten, Strand und Umweltpflege
Hauptprodukte
Pistenfahrzeuge, Strandfahrzeuge, kettgetriebene Spezialfahrzeuge
Wer im Skigebiet die Pisten pünktlich und gut präpariert hat, genießt einen echten Startvorteil. Das gilt analog auch für Kässbohrer, den Laupheimer Weltmarktführer für Pistenpflegefahrzeuge. Mit effizienteren Entwicklungsprozessen und einer besseren Time-to-Market will das Traditionsunternehmen nicht nur seine Pole-Position weiter ausbauen, sondern sich auch für die großen Herausforderungen der Branche wappnen.
Morgens um 3 Uhr starten in vielen Skigebieten die PistenBullys, um bis zur Öffnung der Liftanlagen die Hänge für den perfekten Skitag vorzubereiten. Bis die kompakten und wendigen Geländefahrzeuge ihre Arbeit beginnen konnten, war es in der Vergangenheit aber oft ein langer Weg. „Die Anforderungen an Qualität und Time-to-Market in der Produktentwicklung sind in den letzten Jahren stark gestiegen“, sagt Michael Kuhn, Bereichsleiter Entwicklung bei Kässbohrer. „Deshalb war es klar für uns, dass wir unsere bisherigen Prozesse an diese Entwicklung anpassen müssen.“ Die fehlende Trennschärfe von Serienbetreuung und Projektarbeit, eine unklare Rollendefinition und zu viel Multitasking wurden zum Hemmschuh. „Früher hatten wir, besonders in der Projektarbeit, keine klaren Verantwortlichkeiten und es gab Fälle, wo ein und dieselbe Person für mehrere in Konflikt zueinander stehende Aufgaben gleichzeitig zuständig war“, erinnert sich Benjamin Zacharias, Teamleiter Entwicklung Stahlbau. Das wirkte sich auf Liefertermine aus und Fehler wurden nicht rechtzeitig erkannt.
Key Takeaways
Umstellung der Produktentwicklung auf eine wertstromorientierte Organisation mit klaren Rollen und Verantwortlichkeiten zeigt Erfolge.
DR. CHRISTIAN OBERWINKLER
Chief Technology Officer (CTO)
Kässbohrer Geländefahrzeug AG
Zukunft im Wandel
Doch die Komplexität der Herausforderungen wird für Kässbohrer noch weiter zunehmen, wie Dr. Christian Oberwinkler, CTO des Unternehmens, darlegt: „Wir sehen drei Megatrends, die uns massiv betreffen werden: das Thema Nachhaltigkeit und Klimawandel, die Digitalisierung mit dem Kompetenzfeld künstliche Intelligenz sowie der demografische Wandel mit dem sich abzeichnenden Fachkräftemangel.“ Gerade der letzte Punkt wird sich laut Dr. Oberwinkler unmittelbar auf die Fahrzeuganforderungen auswirken: „Bei den Fahrern, die mit unseren Fahrzeugen arbeiten, herrscht hohe Fluktuation – oft bleiben sie nur für eine Saison. Das heißt, wir müssen die Fahrzeuge einfacher in der Bedienung machen, mit mehr Assistenzsystemen und KI-Unterstützung ausstatten.“ Die Produktentwicklung von Kässbohrer muss sich diesen Trends stellen.
Struktur für Wertschöpfung statt Kleinteiligkeit
Um die steigende Komplexität besser zu managen und Effizienz und Qualität zu steigern, entschied sich Kässbohrer für eine Neuausrichtung der Entwicklungsorganisation. Mit Unterstützung der Staufen AG wurden zwei zentrale Hebel in Bewegung gesetzt: eine wertstromorientierte Organisationsstruktur mit klaren Rollen und Verantwortlichkeiten sowie die Implementierung eines strikten Shopfloor Management innerhalb der Entwicklungsprojekte und der Linienorganisation.
Im ersten Schritt wurden die Entwicklungsteams entsprechend ihren Kernkompetenzen und den Wertströmen neu zugeschnitten und gebündelt. „Statt einer komplexen Gemengelage von Projekten, Serienaufgaben und Sonderthemen können sich die Teams jetzt auf einen Wertstrom konzentrieren“, erklärt Michael Kuhn. Die nach Kernkompetenzen gegliederten Neuproduktentwicklungsteams machen nichts anderes, als die neuen Fahrzeuggenerationen zu entwickeln, ein anderes Team kümmert sich gezielt um die aktuellen Serien- und Garantie Themen und ein drittes Team widmet sich bereits der Vorentwicklung und Validierung neuer Technologien.
Durch eine Anpassung der Projektorganisation innerhalb der Neuentwicklungsprojekte konnten weitere Optimierungen umgesetzt werden, wie Jan Haug erläutert, der als Partner bei der Staufen AG das Projekt begleitet hat: „Wir haben Entscheidungsprozesse und Wege verkürzt, indem wir die richtigen Leute in die Projektteams genommen haben.“ Doch die Verbesserung der Struktur allein war nicht genug, es mussten auch die Abläufe selbst neu geordnet werden. „Früher basierten viele Prozesse auf der gewachsenen Erfahrung bestimmter Personen, das funktioniert ab einer bestimmten Firmengröße nicht mehr“, sagt Jan Haug. „Wir hatten zudem den Fall, dass jede technische Entscheidung am Ende beim Entwicklungsleiter lag. Das ist heute nicht mehr so, jetzt werden Entscheidungen tatsächlich am Ort der Notwendigkeit getroffen.“
BENJAMIN ZACHARIAS
Leiter Entwicklung Stahlbau, Kässbohrer Geländefahrzeug AG
Statt sich mit einer komplexen Gemengelage von Projekten, Serienaufgaben und Sonderthemen befassen zu müssen, können sich die Teams jetzt auf einen Wertstrom konzentrieren.
Mehr Transparenz durch tagesaktuellen Überblick
Um die interdisziplinäre Zusammenarbeit und Kommunikation zu verstetigen und zu verbessern, wurden außerdem Shopfloor Management-Routinen mit täglichen Teammeetings und Visualisierungen an Boards verankert. Die Mitarbeitenden geben dort den Status ihrer Arbeiten preis und können Probleme oder Engpässe eskalieren.
„Ohne Shopfloor Management hätten wir mit unserem elfköpfigen Team kaum den Überblick behalten können, wo es überall klemmt. Das Board schafft hier Klarheit für uns und die Mitarbeiter“, lobt Teamleiter Benjamin Zacharias die neu gewonnene Transparenz. „Das erhöht für uns als Führungskräfte den Überblick immens und wir können viel schneller eingreifen, wenn es irgendwo hakt“, ergänzt Michael Kuhn.
Behutsamer Wandel für dauerhafte Verbesserung
Dass sich die Investition in die neue Arbeitsweise gelohnt hat, davon ist Christian Burger, Projektleiter für die neue, vollelektrische PistenBully-Baureihe, überzeugt: „In besonders kritischen Phasen hat uns das neue System sehr geholfen, unser Vorzeigeprojekt erfolgreich auf die Zielgerade zu bringen.“ Bis die Transformation unternehmensweit abgeschlossen ist, wird es aber noch etwas dauern – guter Wandel braucht seine Zeit. „In manchen Bereichen sind wir schon voll im neuen System, andernorts gibt es noch Dinge, die zunächst abgearbeitet werden müssen“, berichtet Michael Kuhn. „Doch überall dort, wo wir konsequent die neue Arbeitsweise leben, sehen wir schon sehr positive Effekte.“
Dr. Christian Oberwinkler ist ebenfalls überzeugt davon, dass der Change-Prozess mit all seinen Mühen die Produktentwicklung fit für die Zukunft macht: „Mit den neuen Arbeitsweisen, Prozessen und Methoden sind wir optimal für die komplexen Anforderungen aufgestellt.“
Die Verantwortlichen sind sich einig: Mit dem wertstromorientierten Ansatz und klaren Rollenbeschreibungen hat Kässbohrer die richtige Basis geschaffen, um die Herausforderungen von Nachhaltigkeit, Digitalisierung und demografischem Wandel nicht nur zu schultern, sondern als Innovationsführer einen Schritt voraus zu sein.
So nimmt Dr. Oberwinkler für das Thema autonomes und ferngesteuertes Fahren auf Pisten und Loipen schon ein technologisches Rennen vorweg: „Mit Assistenzsystemen und KI-Unterstützung können wir unsere Fahrzeuge noch besser für den ständigen Fahrermangel wappnen und einen echten Wettbewerbsvorsprung erzielen.“
CHRISTIAN BURGER
Projektleiter
Kässbohrer Geländefahrzeug AG
MICHAEL KUHN
Bereichsleiter Entwicklung
Kässbohrer Geländefahrzeug AG
Über das Unternehmen
Die Kässbohrer Geländefahrzeug AG meistert mit innovativer Technik, Leidenschaft und Kreativität extreme Einsätze am Berg und im Tal, am Strand sowie im Gelände. Das Unternehmen entwickelt und produziert Fahrzeuge für die Pisten und Loipenpräparierung, Strandreinigungsgeräte sowie kettengetriebene Spezialfahrzeuge zum Einsatz in unwegsamem Gelände und auf besonders sensiblen Flächen.
Hierfür stehen die Marken PistenBully, PowerBully und BeachTech. Zum Portfolio gehört auch SNOWsat, eine ganzheitliche digitale Lösung für das Pisten- und Flottenmanagement, Instandhaltungs- und Areamanagement. Mit der PRO ACADEMY bietet Kässbohrer ein herstellerunabhängiges Schulungs- und Trainingskonzept für ein wirtschaftliches und ressourcenschonendes Pistenmanagement. Nachhaltigkeit und ein verantwortungsvoller Umgang mit Menschen, Umwelt und Ressourcen sind in den Unternehmenszielen verankert.
Kässbohrer ist mit seinen Produkten in über 110 Nationen vertreten – vom Nordpol bis zum Südpol. Das Unternehmen ist Weltmarktführer in der Pistenpräparierung und Strandreinigung. Weltweit beschäftigt die Kässbohrer Geländefahrzeug AG über 800 Mitarbeitende in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien, Frankreich und den USA. Produziert wird ausschließlich am Sitz des Unternehmens in Laupheim, Baden-Württemberg.
Jan Haug
PartnerSTAUFEN.AG
Jan Haug arbeitet seit 2007 für die Staufen AG und leitet in seiner jetzigen Funktion als Partner umfassende Transformationsprojekte in unterschiedlichen Branchen. Bereits während seines Studiums zum Dipl.-Wirtschaftsingenieur sammelte Jan Haug Beratungserfahrung in verschiedenen Projekten bei der damaligen DaimlerChrysler AG im Bereich Mercedes Benz-Produktionssystem. Für die EHEIM GmbH & Co. KG betreute er als technischer Berater die Errichtung einer Produktionsstätte in China. In den Jahren 2013 bis 2017 war er in verschiedenen Management-Rollen für Staufen China an den Standorten Shenyang und Shanghai tätig. Jan Haug hat weitreichende Erfahrung in Lean Management. Er ist Experte in der agilen und schlanken Prozess- und Organisationsgestaltung und dem Projektmanagement sowohl in der Entwicklung als auch in anderen administrativen Bereichen. Eine weitere Kernkompetenz ist die Optimierung von Führungsprozessen im Zusammenhang mit Shopfloor Management.
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