staufen magazine 2025 Augmented Industries Digitalisierung und Industrie 4.0

Workforce Excellence mit KI

So wird der Shopfloor fit für die Zukunft
Gründung2021
HEADQUARTERHeroldsberg bei Nürnberg
BRANCHEIT-/Softwaredienstleistungen mit Fokus auf industrielle Anwendung & Weiterbildung

Ob neue Prozesse, Arbeitssicherheit oder der richtige Betrieb von Maschinen: Schulungen sind in der Produktion unverzichtbar. Um ein optimales Lernen ohne Betriebsunterbrechungen zu gewährleisten, setzt Augmented Industries auf künstliche Intelligenz (KI). Die Trainings werden direkt in den Arbeitsalltag integriert. Für diese Innovation wurde das Start-up mit dem renommierten WECONOMY-Preis ausgezeichnet. Im Interview erläutert Dr. Elisa Roth, Mitgründerin und CEO des Unternehmens, die Vorteile dieser neuen Form der Wissensvermittlung.

Über das Unternehmen

Augmented Industries wurde 2021 von Dr. Elisa Roth und Dr. Mirco Möncks gegründet. Ihre Workforce-Excellence-Lösung nutzt KI, um Schulungen und Werkerführungen zu generieren und sie direkt im Arbeitsalltag bereitzustellen. Das Ziel besteht darin, Mitarbeitende in der Produktion effizient und bedarfsgerecht zu qualifizieren, um so die Belegschaft flexibler für komplexere Aufgaben einsetzen zu können.

Frau Roth, wie setzt Augmented Industries KI bei betrieblichen Schulungen ein?

Mithilfe von KI wandeln wir vorhandene Inhalte – wie etwa Arbeitsanweisungen, Sicherheitsvorgaben oder Bedienungsanleitungen – in interaktive, digitale Microlearnings, Skill Checks oder Step-by-Step Guides um. Diese sind kurz, praxisnah und können von Mitarbeitenden jederzeit wiederholt werden. Sie orientieren sich an realen Arbeitsabläufen und ermöglichen individuelles Lernen im eigenen Tempo. Bei klassischen Schulungen werden Mitarbeitende oft aus dem Prozess gerissen. Sie werden aus der Linie geholt, um am Seminar teilzunehmen. Das kostet Zeit und führt häufig dazu, dass das Gelernte schnell wieder vergessen wird.

Fällt das Lernen mit den digitalen Microlearnings leichter?

Im Vergleich zu herkömmlichen Methoden wie Präsenzschulungen oder dem Durchlesen von Arbeitsanweisungen ist unsere Methode deutlich nachhaltiger. In der Folge fühlen sich Mitarbeitende im Umgang mit neuen Aufgaben oder Maschinen deutlich sicherer und kompetenter, was besonders bei qualitätsrelevanten Schulungen wichtig ist.

Wie viel Prozent der Schulungsinhalte können digital vermittelt werden?

Unsere Forschung zeigt, dass etwa 70 Prozent der Wissensvermittlung in den Bereichen Produktion und Instandhaltung bereits digital erfolgen kann. Der Rest muss hands-on im Prozess trainiert werden. Die digitale Unterstützung ist aber nicht nur möglich, sondern angesichts des extremen Mangels an Trainern – insbesondere im Anlagenbau – auch unverzichtbar.

70% Digital

Der Wissenstransfer in der Produktion und der Instandhaltung.

Ist die 70-Prozent-Grenze starr oder verschiebbar?

Diese Grenze wird sich weiter verschieben. Dank neuer Augmented-Reality-Elemente kann Technologie künftig noch besser im Prozess unterstützen. Bereits heute extrahieren wir mithilfe intelligenter Knowledge-Graphen Aufgaben und Rollen aus Arbeitsanweisungen und erstellen eine Prozesslandkarte, die Qualifikationslücken identifiziert und automatisierte Lernpfade generiert. Damit automatisieren wir den Prozess vom Trainingsbedarf über die Erstellung und Durchführung bis zum automatisch erstellten Zertifikat.

Wie steht es um den Datenschutz beim digitalen Lernen?

Unsere Systeme sind ISO/IEC-27001- und ISO-42001-zertifiziert und erfüllen somit höchste Standards für Informations- und KI-Sicherheit. Alle Daten werden auf Servern in Deutschland verarbeitet und gespeichert, wodurch die Einhaltung der DSGVO sichergestellt ist. Kunden wie Siemens, BMW und Ford vertrauen bereits auf unsere Lösung.

Wie können Unternehmen den wirtschaftlichen Nutzen ihrer Anwendung messen?

Wir streben eine Amortisationszeit von sechs bis neun Monaten an, was den aktuellen Investitionszyklen für Software entspricht. Oftmals wird die Amortisation bereits nach einem einzelnen Projekt erreicht, beispielsweise nach einer Linienverlagerung, einem größeren Onboarding oder der Einführung eines neuen Prozesses. Die Rentabilität basiert dabei auf drei Hauptfaktoren:

• Erstens reduzieren wir die Opportunitätskosten für Schulungen erheblich, da Mitarbeitende nicht mehr für Präsenzschulungen freigestellt werden müssen, sondern in Stillstandszeiten kurze, effektive Lerneinheiten absolvieren.

• Zweitens minimieren wir die Kosten für externe Trainer, da Fachexperten und Prozessingenieure mithilfe unserer KI selbst Schulungen erstellen können – und das etwa zehnmal schneller als bisher.

• Ein weiterer Vorteil ist die lückenlose Schulungsdokumentation durch präzise Auditlogs. Zudem werden KVP-Zyklen deutlich verkürzt: Für die Umsetzung von Prozessänderungen waren bisher vier bis acht Wochen erforderlich, nun sind alle Mitarbeitenden innerhalb eines Tages informiert und geschult.

Wie spiegelt sich Ihr Motto ‚Empowering people, transforming manufacturing‘ im Alltag in den Unternehmen wider?

Unser Motto basiert auf der bewährten Lean-Erkenntnis, dass befähigte Mitarbeitende Produktivitätstreiber sind. Echte Transformation hängt von ihrer Flexibilität ab – sowohl im Denken als auch bei den Aufgaben, die sie beherrschen. Unsere Lösung ermöglicht es Mitarbeitenden, sich kontinuierlich weiterzubilden, auch ohne die klassischen Präsenzformate. Sie stärkt die Veränderungsbereitschaft und unterstützt den Aufbau zukunftsorientierter Kompetenzen im Alltag. So entsteht eine lernende Organisation, die flexibel und resilient auf Veränderungen reagieren kann. Mitarbeitende können selbstständig nachschlagen oder die KI befragen, bevor sie sich an ihre Vorgesetzten wenden müssen. So geben wir ihnen Sicherheit im Wandel – ein entscheidender Faktor für erfolgreiche Transformationsprozesse.

Wie sieht die industrielle Weiterbildung der Zukunft aus?

Bis zum Jahr 2030 werden wir mit Maschinen und Prozessen in natürlicher Sprache interagieren können – mithilfe von KI-Agenten, die uns kontinuierlich neues Wissen vermitteln. Diese Zusammenarbeit von Mensch und Technologie ist ein Erfolgsmodell, denn Peer-Learning und Selbsterfahrung sind die effektivsten Lernmethoden. Komplexe Montage-, Instandhaltungs- und Kundenserviceaufgaben bleiben jedoch auch langfristig in menschlicher Hand – eine gute Perspektive für starke Tandems aus Mensch und KI.

Dr. Elisa Roth ist Mitgründerin und CEO von Augmented Industries. Ihr Motto: Wertschätzung für Wertschöpfung. Nach dem Studium an der TU Darmstadt (Industrial Engineering & Management) folgte die Promotion am Institute for Manufacturing der University of Cambridge zum Thema Werkerassistenzsysteme.
Dr. Elisa Roth
CEO, Augmented Industries GmbH
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