

PALFINGER Production System
Exzellenz neu definiertEin etabliertes Produktionssystem in einem weltweit erfolgreichen Unternehmen zu erneuern, erfordert viel Mut, eine Vision und einen langen Atem. Doch genau das hat die PALFINGER AG gewagt – mit strategischer Weitsicht, klarer Struktur und dem Partner Staufen, part of Accenture.
In der Wirtschaft heißt es oft, dass Veränderungen aus Krisen entstehen. Nicht so bei PALFINGER: Hier war das kontinuierliche Streben nach Exzellenz und Zukunftsfähigkeit der Auslöser. Das Unternehmen mit weltweit 30 Fertigungsstandorten stand vor der Herausforderung, ein historisch gewachsenes Produktionssystem für die Anforderungen der Zukunft und der globalen Skalierung neu auszurichten und weltweit die Basis für die nächste Stufe der Operations Excellence zu legen. Zwar wurde bereits seit 2005 Lean an einzelnen Standorten vorangetrieben, jedoch erst 2019 als ganzheitlicher Ansatz für das gesamte Produktionsnetzwerk ausgestaltet. Obwohl damit der Lean-Reifegrad erhöht werden konnte, erkannte man, dass zugrunde liegende Prinzipien präziser ausgestaltet mussten und ein schärfer ausgeprägter Lean-Mindset zur Verschlankung der Produktion konzernweit erfolgen musste.
„Im Zeitraum 2010 bis 2017 verzeichneten wir ein starkes anorganisches Wachstum – zusätzliche Produktportfolios, neue Marktzugänge und weitere Produktionsstandorte führten zu einer sehr heterogenen Produktionslandschaft“, erklärt Martin Friedl, Vice President Global Operations & Prototyping Excellence. „Jetzt steht ein Strategiewechsel an: Wir wollen stärker organisch wachsen und unser bestehendes Netzwerk besser nutzen. Dafür ist eine Harmonisierung des Produktionssystems unabdingbar.“ Die Vorstandsebene tritt als starker Sponsor auf und unterstützt die weiterführende Lean Transformation.


Optimierung in drei Stufen
Gemeinsam mit Staufen wurde das Projekt „PPS Boost 2024“ mit drei wesentlichen Phasen initiiert, um den strukturellen und kulturellen Wandel effizient und geordnet zu gestalten:
Phase eins beinhaltete einerseits eine intensive Auseinandersetzung mit dem Status quo und daraus abgeleitet die Schärfung von Zielen und Prinzipien, die PALFINGER mit dem PALFINGER Production System (PPS) verfolgt. „Wir hatten in der Analyse- und Definitionsphase des neuen Systems vom Vorstand bis zum Produktionsleiter und über Regionen und Werke hinweg die unterschiedlichsten Personen eingebunden“, erklärt Katharina Kendlbacher, Central PPS Manager und Projektleiterin von „PPS Boost 2024“. Dieser integrative Ansatz unterschied sich deutlich von der bisherigen Vorgehensweise und stieß von Anfang an auf größere Akzeptanz, weil er aus der Organisation selber kam.
Die zweite Phase setzte bei den Führungskräften an. Mit einem maßgeschneiderten Lean Leadership Development Program wurden weltweit mehr als 60 Führungskräfte vom Produktionsleiter bis zum Vorstand weiterentwickelt. Martin Friedl: „Zuvor hatten wir einen Bottom-up-Ansatz gewählt und Mitarbeitende aus der operativen Ebene geschult, um den Lean-Gedanken in die Organisation zu tragen. Das hat teilweise funktioniert, aber es fehlte die Verbindung zum Top-Management.“ Mit dem neuen Ansatz ist es gelungen, das Grundverständnis, die Grundprinzipien und das Umdenken im Top-Management zu verankern. Ein entscheidender Faktor, so Friedl, denn „wenn das Management nicht mitzieht, versanden die Initiativen auf dem Shopfloor“. Das gemeinsam mit Staufen entwickelte Training umfasste vier Module mit Best Practice Besuchen und wurde in drei Wellen durchgeführt – zwei im Wirtschaftsraum EMEA und eine im Wirtschaftsraum Lateinamerika/Nordamerika.
In der dritten Phase wurden Leuchtturmprojekte umgesetzt, um das neue System in der Praxis zu erleben. „Es war wichtig, schnell zu ersten Umsetzungen und Ergebnissen zu kommen. Über Systeme kann man lange reden, am Ende zählt, was man vorweisen kann“, betont Friedl. Der Fokus lag auf Führungs- und Prozessexzellenz.
- Im deutschen Werk Löbau wurde an der Führungsexzellenz gearbeitet und ein mehrstufiges Shopfloor Management etabliert, das vier Ebenen umfasst.
- Im Bereich Prozessexzellenz konnten zwei Standorte beeindruckende Ergebnisse erzielen:– Im österreichischen Lengau stand das Thema Maschinenverfügbarkeit & TPM (Total Productive Maintenance) im Fokus. Dort konnten die durch Stillstände, Instandhaltung oder Qualitätsprobleme verursachten Kosten im Pilotbereich um 42 Prozent gesenkt werden. Für eine Anlage wurden allein die wöchentlichen Instandhaltungskosten um 31 Prozent reduziert.
– Auch im slowenischen Maribor ging es um die Verbesserung der Maschinenverfügbarkeit. Allerdings lag der Schwerpunkt hier auf der Reduzierung der Set-up-Zeiten. Mit Erfolg: Die Rüstzeiten sanken um 14 Prozent im Pilotbereich. Zusätzlicher Nebeneffekt: Im Rahmen der Feedbackrunden konnte auch eine Maßnahme zur Erhöhung der Arbeitssicherheit identifiziert und umgesetzt werden.
Wurden die eingeführten Veränderungen anfangs noch mit Skepsis betrachtet, änderte sich die Stimmung rasch: „Die klassische Reaktion war: ‚So haben wir das noch nie gemacht‘ – aber am Ende war die positive Resonanz groß, vor allem auf die klare Struktur“, resümiert Projektleiterin Kendlbacher.

Es war wichtig, schnell zu ersten UmsetzungenMARTIN FRIEDL
und Ergebnissen zu kommen. Über
Systeme kann man lange reden, am
Ende zählt, was man vorweisen kann.“
Vice President Global Operations & Prototyping Excellence
PALFINGER AG
Wandel über Grenzen hinweg
Das Besondere am Projekt von PALFINGER: Es blieb nicht bei Einzelmaßnahmen oder Leuchtturmprojekten. Vielmehr wurde ab dem ersten Tag an einen globalen Rollout gedacht. Die Prinzipien des PPS gelten weltweit – von Österreich bis Brasilien, von Slowenien bis in die USA. Das Ziel ist klar: „Wir wollen in allen Werken die gleichen Standards sehen – in der Führung, in den Methoden, im Shopfloor Management“, erklärt Friedl.
Der Kulturwandel beschränkt sich also nicht nur auf die Produktion. In einem nächsten Schritt sollen auch indirekte Bereiche wie Einkauf oder Engineering stärker eingebunden werden. So wird nachhaltige Exzellenz Schritt für Schritt entlang der gesamten Prozesskette verankert.
Erfolgsfaktoren einer gelungenen Transformation
Die erzielten Ergebnisse, die Reaktionen der Mitarbeitenden und des Managements sowie die geschaffenen Grundlagen für weitere Projekte sind überzeugend und weisen für PALFINGER den Weg nach vorn. Aus den Projekterfahrungen leiten die Verantwortlichen drei zentrale Erfolgsfaktoren ab:
- Breite Beteiligung: „Das Konzept und die Struktur, mit einem Projektteam zu starten, das einen breiten Querschnitt des Unternehmens repräsentiert, hat sich als sehr hilfreich erwiesen“, so Friedl. Eine Gruppengröße von 10 bis 15 Personen ist dabei optimal für produktive Diskussionen.
- Benchmarking: Als zweiten wichtigen Faktor sieht Friedl Benchmarking-Besuche: „Verstehen, wie andere Unternehmen arbeiten, wo sie stehen. Gerade im globalen Kontext ist es wichtig, von anderen zu lernen und die Erkenntnisse auf die eigene Organisation zu übertragen.“
- Top-Management: Projekte dieser Größenordnung brauchen die Unterstützung von ganz oben, meint Friedl: „In unserem Fall waren es zwei Vorstände, die das Startprojekt aktiv unterstützt haben, und das bringt natürlich eine andere Erwartungshaltung in den Konzern, einen anderen Anspruch.“
Fazit:
Die Transformation zeigt: Mit einer klaren Strategie, dem Commitment des Managements und einer breiten Beteiligung der Organisation kann ein Produktionssystem auch in einem großen, global agierenden Unternehmen erfolgreich neu ausgerichtet werden – mit messbaren Ergebnissen und nachhaltiger Wirkung. Eine wesentliche Herausforderung für die Zukunft besteht darin, das Produktionssystem auf alle Unternehmensbereiche auszudehnen, also auch indirekte Bereiche wie Einkauf oder Engineering stärker in das System zu integrieren.

Die PPS Academy
Eine zentrale Rolle bei der nachhaltigen Verankerung des PALFINGER Production System (PPS) im Unternehmen spielt die PPS Academy. Sie bietet maßgeschneiderte Trainings für unterschiedliche Zielgruppen vom Shopfloor bis zum Management. Die Academy verbindet internes Know-how mit externer Expertise, unter anderem durch die Kooperation mit Staufen. Sie stellt sicher, dass alle Mitarbeitenden Zugang zu dem Wissen haben, das sie für die kontinuierliche Verbesserung benötigen – ein entscheidender Faktor für den langfristigen Erfolg des Transformationsprogramms. Die Akademie bietet unter anderem:
- Programme zum Lean Leadership Development
Maßgeschneiderte Schulungen für Führungskräfte weltweit - Methoden-Trainings
Web-based Trainings (WBT) für das Grundverständnis verschiedener Methoden wie z. B. TPM und in der Folge Präsenzschulungen mit Fokus auf die Implementierung - Expert*innen-Trainings
Trainings zu Themen wie z. B. Lean Assembly und Lean Logistics - Eine Kombination aus interner und externer Expertise
Schulungen werden sowohl von ausgebildeten internen Trainer*innen als auch mit Unterstützung von Staufen durchgeführt.
Das Ziel:
Mittelfristig sollen möglichst viele Inhalte in Eigenregie vermittelt werden – für eine nachhaltige Verankerung der Lean-Kultur. Die Academy ist dabei mehr als nur ein Schulungszentrum – sie ist elementar wichtig für die lernende Organisation PALFINGER.
Die klassische Reaktion war: „So haben wir das noch nie gemacht“ – aber am Ende war die positive Resonanz groß, vor allem auf die klare Struktur.KATHARINA KENDLBACHER
Central PPS Manager
Palfinger Europe GmbH

Über Palfinger AG
Das internationale Technologie- und Maschinenbauunternehmen PALFINGER ist der weltweit führende Produzent und Anbieter innovativer Kran- und Hebelösungen. Mit rund 12.350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, 30 Fertigungsstandorten und einem weltweiten, flächendeckenden Vertriebs- und Servicenetzwerk stellt sich PALFINGER den Herausforderungen seiner Kunden und schafft daraus Mehrwert. Die PALFINGER AG notiert seit 1999 an der Wiener Börse und erzielte 2024 einen Umsatz von 2,36 Milliarden EUR.
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