Die Energiewende gestaltet sich ausgesprochen dynamisch. Das italienische Unternehmen FRIEM ist ein Paradebeispiel dafür, wie in diesem Kontext die Anwendung von Lean Management-Prinzipien den Weg für nachhaltiges Wachstum und operative Exzellenz ebnen kann.
Lorenzo Carnelli
CEO
FRIEM SPA
Verwurzelt in der Vergangenheit, geschmiedet für die Zukunft
FRIEM wurde im Jahr 1950 vom Großvater des heutigen CEO, Lorenzo Carnelli, gegründet. Seitdem entwickelt und produziert das Unternehmen Stromrichter für die Elektrolyse-Industrie. Sie sind unverzichtbar für verschiedene industrielle Prozesse wie beispielsweise die Metallveredelung und die chemische Produktion.
Das Kerngeschäft von FRIEM besteht seit Jahrzehnten darin, robuste Stromrichter an Hauptakteure der chemischen Industrie wie z. B. De Nora zu liefern. Dank dieser langjährigen Zusammenarbeit konnte FRIEM seine Position als einer der vier wichtigsten Akteure außerhalb Chinas in diesem Nischenmarkt festigen.
Den ehrgeizigen Bestrebungen des Unternehmens folgend, wurde im Jahr 2017 die Energiewende als zusätzliches Ziel beschlossen. Dieser entscheidende Moment kennzeichnete einen Wandel im Ansatz von FRIEM und den Übergang zu einer zukunfts- orientierten Denkweise mit dem Ziel, das Potenzial aufstrebender Märkte zu nutzen.
Wir sahen diese große Chance in der Industrie für grünen Wasserstoff, aber wir wussten auch, dass wir uns gut vorbereiten mussten, um an diesem Geschäft teilnehmen zu können.
LORENZO CARNELLI
CEO, FRIEM SPA
Grüner Wasserstoff im Fokus
Angesichts des immensen Potenzials von grünem Wasserstoff unternahm FRIEM strategische Schritte zur Konzentration auf diesen aufstrebenden Markt. Ausschlaggebend für diese Entscheidung war das im Unternehmen vorhandene Know-how im Bereich Stromrichter für die Elektrolyse, einem maßgeblichen Prozess bei der Produktion von Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen.
„Grüner Wasserstoff wird durch Elektrolyse hergestellt und FRIEM produziert seit den 1950er-Jahren Stromwandler für die Elektrolyse“, erklärt Lorenzo Carnelli. „Aus der Perspektive von Technologie und Produkt waren wir also schon am Ziel.“
Um seine Position auf dem Markt für grünen Wasserstoff zu festigen, investierte FRIEM in strategische Übernahmen verschiedener Start-ups in den Bereichen Batterie Energie-speicherung und Power-to-Gas. Durch diese gezielten Maßnahmen konnte das Unternehmen seine technologischen Fähigkeiten ausbauen und sich als wichtiger Akteur der Energiewende positionieren.
Aufbruch zur Lean Transformation
Bei der Vorbereitung auf die Erweiterung seiner Geschäftstätigkeit, um der wachsenden Nachfrage nach grünem Wasserstoff gerecht zu werden, erkannte das Unternehmen die Notwendigkeit einer umfassenden Transformation. Diese Erkenntnis führte zu einer Zusammenarbeit mit Staufen Italia, das auf Lean Management spezialisiert ist.
„Der Auslöser war ganz klar diese strategische Entscheidung“, sagt Carnelli. „Wir sahen die große Chance, wussten aber auch, dass wir uns gut vorbereiten mussten, um an diesem Geschäft teilzuhaben.“
Die Analysen von Staufen Italia lieferten wertvolle Erkenntnisse zur Identifizierung von Bereichen mit Verbesserungspotenzial und enthielten Vorschläge für einen Schritt-für-Schritt-Ansatz, der speziell auf die Bedürfnisse von FRIEM zugeschnitten war. Das Lean-Projekt berührte fünf kritische Bereiche: Auftragsabwicklung, Produktion, Materialmanagement, Beschaffung und technische Abteilung. „Eine erste Bewertung erlaubte es uns, Schlüsselbereiche zu identifizieren, in denen FRIEM seine Abläufe optimieren konnte, um sich auf die Erweiterung seines Geschäfts vorzubereiten“, erklärt Giancarlo Oriani, CEO von Staufen Italia. „Durch die systematische Implementierung von Lean-Praktiken in Produktion, Beschaffung, Projektmanagement und anderen wichtigen Funktionen konnten wir klare Ziele festlegen und konkrete Fortschritte messen. Weil FRIEM Veränderungen offen gegenübersteht, konnten wir in der gesamten Organisation eine Mentalität der kontinuierlichen Verbesserung einführen.“
Giancarlo Oriani
CEO
STAUFEN.ITALIA
Durch die systematische Implementierung von Lean-Praktiken in Produktion, Beschaffung, Projektmanagement und anderen wichtigen Funktionen konnten wir klare Ziele festlegen und deutliche Fortschritte messen.
GIANCARLO ORIANI
CEO, STAUFEN.ITALIA
Messbare Ergebnisse und kultureller Wandel
Eine der wichtigsten Errungenschaften des Lean-Projekts war die Festlegung von Leistungsindikatoren (KPIs) für verschiedene Funktionen. Durch die Messung und Überwachung dieser Kennzahlen konnte FRIEM seine Fortschritte quantifizieren und Bereiche mit weiterem Optimierungspotenzial ermitteln.
Die Ergebnisse sprechen für sich: Die Umsätze von FRIEM wuchsen prozentual stärker als die Kosten und die Lieferpünktlichkeit verbesserte sich um bemerkenswerte 30 Prozent. Darüber hinaus erlebte das Unternehmen einen positiven Wandel in der Denkweise seiner Mitarbeitenden, wodurch eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung gefördert wurde.
„Das Hauptziel besteht darin, die Mitarbeitenden davon zu überzeugen, dass Veränderungen und Verbesserungen nicht nur möglich, sondern notwendig sind, um das Unternehmen auf Erfolgskurs zu halten“, betont Carnelli.
Zu den betrieblichen Verbesserungen hinzu kam ein Wachstum der Belegschaft: Die Zahl der Beschäftigten bei FRIEM stieg in den letzten drei Jahren um etwa 20 Prozent. Diese strategische Erweiterung des Personalbestands war unerlässlich, um die ehrgeizigen Wachstumspläne des Unternehmens zu unterstützen und gleichzeitig die Integration und Entwicklung seiner Talente zu fördern.
Die Reise geht weiter
Auch wenn das Lean-Projekt bereits erhebliche Vorteile gebracht hat, ist sich FRIEM darüber im Klaren, dass die Reise zur operativen Exzellenz noch nicht abgeschlossen ist. Das Unternehmen konzentriert sich nun auf die Modularisierung. Dieser strategische Ansatz zur Produktentwicklung erleichtert die Skalierbarkeit und unterstützt nachhaltiges Wachstum.
„Bei der Modularisierung gestalten wir das Produkt und die Systeme auf andere Art und Weise. Dies wird sich stark auf alle Unternehmensaktivitäten auswirken“, erklärt Carnelli.
Der Fokus auf die Modularisierung ist ein entscheidender Schritt, um FRIEM auf die Ausweitung seiner Aktivitäten in den nächsten ein bis zwei Jahren vorzubereiten. Durch die Optimierung der Entwicklungs- und Produktionsprozesse will das Unternehmen den erwarteten Nachfrageschub bezüglich seiner Lösungen für grünen Wasserstoff effizient bewältigen.
Über FRIEM
Seit dem Jahr 1950, als das Unternehmen damit begann, Stromrichter für die industrielle Elektrolyse herzustellen, hat sich FRIEM zu einer treibenden Kraft im Bereich des grünen Wasserstoffs entwickelt. Mehr als 70 Jahre Erfahrung und eine kürzlich erfolgte strategische Neuausrichtung bilden die Kernkompetenzen, mit denen das Unternehmen in der Lage ist, modernste Technologie zur Energieumwandlung zu liefern, die weltweit groß angelegte Projekte für grünen Wasserstoff ermöglicht. Dank seines Engagements für operative Exzellenz durch schlanke Arbeitsweisen kann das Unternehmen die steigenden Anforderungen der Energiewende zuverlässig und nachhaltig erfüllen.
Blick nach vorne: Die Energiewende voranbringen
FRIEM bleibt bei seinem Engagement mit Blick auf Lean Transformation und stärkt aktiv seine Präsenz und Marktentwicklung in strategischen Regionen wie Nordamerika, wo das Unternehmen 2019 eine Tochtergesellschaft gründete und 2022 das US-Unternehmen DynAmp, Marktführer für Gleichstrom-Messsysteme, übernahm. Mit diesem strategischen Schritt optimiert FRIEM nicht nur seine geografische Reichweite, sondern verbessert auch seine technologischen Fähigkeiten, um die wachsende Nachfrage nach Elektrolyse-Lösungen besser bedienen zu können.
FRIEM hat nicht nur seine Abläufe optimiert, sondern auch eine Denkweise der operativen Exzellenz entwickelt – eine Grundhaltung, die das Unternehmen in den kommenden Jahren seinen ambitionierten Zielen zweifellos näherbringen wird.
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