„Wir haben uns alles zugetraut“

Staufen AG | Inside

Generationenwechsel bei der Staufen AG

Nach gut 25 Jahren an der Spitze wechselt Martin Haas in den Aufsichtsrat und übernimmt dort den Vorsitz von Ralf Stokar von Neuforn, der das Gremium als Ehrenmitglied weiterhin mit Rat und Tat unterstützen wird. Ein Gespräch mit den beiden Gründern. 

Zeitsprung zurück ins Jahr 1994: Die Bahn wird privatisiert, Helmut Kohl gewinnt die Bundestagswahl und Michael Schumacher wird Formel-1-Weltmeister. Was verbinden Sie mit der Zeit vor nun gut 25 Jahren – abgesehen von der Gründung der Staufen AG natürlich?

Stokar: Schon 1992 hatte ich die Beratung mach3 gegründet, hatte 2 Mitarbeiter und war beim ersten größeren Kunden mitbeteiligt. Mit unseren beiden kleinen Töchtern lebten wir in der Nähe von Memmingen und die Wirtschaft war seit Glasnost und dem Fall der Mauer am Wachsen. Als ich für meine erste Beteiligung einen Produktionsberater suchte, hat meine Frau mir Martin – nach einem Telefonat mit ihm – wärmstens empfohlen. So kamen wir zusammen. Wir waren jung und trauten uns ALLES zu!

Haas: Der Schritt in die Selbstständigkeit war aufregend und herausfordernd zugleich – ein spannendes Abenteuer. Durch unsere unterschiedlichen Kompetenzen hatten wir alles Notwendige für ein ideales Start-up-Team.

Was war damals Ihre Hauptmotivation, eine Unternehmensberatung zu gründen? Warum mit dem Schwerpunkt Lean? Was wollten Sie anders bzw. besser machen als die Platzhirsche?

Stokar: Ich wollte mich schon immer selbstständig machen, um mit und am Menschen zu arbeiten. Mir fehlte der technische Hintergrund, den brachte Martin mit. Unseren Schwerpunkt Lean wählten wir erst später. Am Anfang machten wir viele DIN-ISO-Projekte und halfen kleineren mittelständischen Unternehmen in Sachen Organisation und Prozessoptimierung. Die Platzhirsche interessierten mich nicht. Wir machten unser Ding.

Haas: Wesentlich für den Schritt in die Beratung war die intrinsische Motivation, Prozesse und Unternehmen nachhaltig verbessern und entwickeln zu wollen. Das Beratungsgeschäft durfte ich bereits am Fraunhofer-Institut und als Freelancer bei renommierten Beratungsgesellschaften kennenlernen. Der Reiz, mit unterschiedlichsten Menschen und Teams an herausfordernden Zielsetzungen zu arbeiten, war und ist für mich noch immer faszinierend.

In Japan habe ich bei Toyota und anderen wichtigen Unternehmen erfahren, wie sich mit Lean Management durch die Kombination von einfachen Methoden mit logischem Menschenverstand eine große Exzellenz erreichen lässt. Der Leitgedanke „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ prägte unsere Arbeit. Die Umsetzung der richtigen Konzepte stand für uns deshalb immer im Vordergrund. Die Konsequenz daraus war eine völlig andere Personalpolitik als die der großen Beratungshäuser. Wir suchten erfahrene, umsetzungsstarke Manager anstelle promovierter Hochschulabgänger. Auch heute noch ist der richtige Mix aus erfahrenen Experten und hochmotivierten, jungen Talenten einer unserer Erfolgsfaktoren.

 
Staufen verteidigt seit Jahren den Titel „Deutschlands beste Lean-Beratung“. Der Plan von damals ist also aufgegangen, oder?

Stokar: Der Plan ist mehr als aufgegangen. Martin und die Mannschaft wollten wachsen und internationaler werden, mir hingegen waren die Kultur und die Staufen-Familie wichtiger.

Haas: Wir haben ständig dazugelernt und immer eine aktive Veränderungskultur gepflegt. Das hat uns geprägt und uns bis hierher geführt.

 
Wie haben sich (Lean) Management und vielleicht auch die Manager selbst verändert?

Stokar: Lean hat inzwischen Einzug in alle Unternehmensfunktionen und -prozesse gehalten. Heute verstehen sich die Manager nicht mehr nur als Entscheider, sondern viel mehr als Befähiger.

Haas: Das Thema Führung – bzw. wie führe ich zur Exzellenz – hat heute einen bedeutend höheren Stellenwert, wie die große Nachfrage nach Shopfloor Management zeigt.

Modernes Lean Management ist heute aber auch nicht mehr ohne Digitalisierung denkbar. Gerade die Kombination effizienter Lean- Methoden mit den Möglichkeiten der Digitalisierung erschließt enorme Potenziale.

 
Für die gesamte Staufen-Gruppe arbeiten weltweit mehr als 340 Menschen. Was waren Meilensteine von der Gründung bis in die Gegenwart?

Haas: Wichtige Meilensteine waren strategische Weichenstellungen wie die Gründung der Akademie und die Zusammenarbeit mit Best-Practice-Partnern, die Einführung von Shopfloor Management – und natürlich unsere erste Auslandsniederlassung in China.

Stokar: Ein wesentlicher Erfolgsfaktor war zudem, dass wir von Anfang
an Leistungsträger als Mitgesellschafter beteiligt und so an die Firma gebunden haben.

 
Können Sie den besonderen Spirit der Staufen AG beschreiben – mit drei Begriffen?

Haas: Ehrlich, umsetzungsstark, mit den Menschen das Beste erreichen.

Stokar: Mehr Sein als Schein, menschen- und umsetzungsorientiert.

 
Gründer prägen ein Unternehmen: Was ist typisch Martin Haas an der Staufen AG? Was ist typisch Ralf Stokar an der Staufen AG?

Haas: Mir lag viel an der Entwicklung einer einzigartigen DNA und einer konsequenten Ausrichtung an unserer Mission/Vision. Zum Beispiel: das gemeinsame Streben nach Spitzenleistung und Exzellenz mit den Kunden.

Stokar: Ich habe uns immer als große Familie gesehen, die sich gegenseitig unterstützt, die gemeinsam Erfolge feiert und dabei immer auf dem Boden bleibt.

 
Staufen ist mittlerweile von einer klassischen Lean- zu einer ganzheitlichen Transformationsberatung geworden. Wo sehen Sie die Staufen AG in 5 Jahren?

Stokar: Staufen hat und wird sich, auch wegen der Anforderungen unserer Kunden, verändern. Wir werden auch mit neuen Themen weiterwachsen.

Haas: In 5 Jahren werden wir unseren Kunden eine einzigartige Kombination aus fachlicher Beratung zu Operational Excellence, Lean und Digital-Themen sowie Organisationsberatung zu Führungskultur und Wandlungsfähigkeit bieten. Unser Wachstum wird dann im Wesentlichen durch internationale Projekte getragen werden.

 
Was würden Sie der nachfolgenden Staufen-Generation gern als Ratschlag mit auf die nächste Etappe geben?

Haas: Der Markenkern Operational Excellence darf nicht verloren gehen und in Zukunft werden Netzwerke der Besten noch bedeutender sein.

Stokar: Bei Staufen sollte sich jeder in erster Linie mit den Anforderungen und den Nöten der Kunden beschäftigen.

 
Zum Schluss nochmal zurück ins Jahr 1994: Was wäre eigentlich aus Martin Haas und Ralf Stokar geworden, wenn Sie beide damals nicht Staufen gegründet hätten?

Stokar: Interessante Frage. Auf jeden Fall wäre ich Unternehmer und Berater geworden!

Haas: (lacht) Ich hätte eine Unternehmensberatung gegründet und alles genauso gemacht wie mit Staufen, bis auf ein paar kleine Ausnahmen vielleicht.

Mir lag viel an der Entwicklung einer einzigartigen DNA und einer konsequenten Ausrichtung an unserer Mission/Vision.

MARTIN HAAS, STAUFEN.AG

Ich wollte mich schon immer selbstständig machen, um mit und am Menschen zu arbeiten.

RALF STOKAR, STAUFEN.AG

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